Am 31. Oktober jährt sich der Weltspartag zum 100. Mal und wirft ein Schlaglicht auf das wichtigste Finanzthema des Landes: Die demografische Entwicklung in Österreich führt zu einer Herausforderung für das Pensionssystem. Immer weniger Erwerbstätige müssen künftig immer mehr Pensionisten finanzieren, was zu geringeren Altersbezügen führen könnte. Während 1997 noch vier Erwerbstätige auf einen Pensionisten kamen, werden es 2057 nur mehr zwei sein. Das bedeutet, dass die Altersbezüge künftiger Generationen deutlich niedriger ausfallen könnten. Ein hoher Lebensstandard im Alter ist damit nicht mehr gewährleistet. Wer nicht in Altersarmut leben will, muss daher so früh wie möglich mit dem Veranlagen beginnen. Guido Küsters, geschäftsführender Vorstand des Österreichischen Verbandes Financial Planners, gibt drei Tipps, wie man für das Alter vorsorgt.
I. So früh wie möglich beginnen
Je früher mit dem Veranlagen begonnen wird, desto besser, denn Zeit ist der beste Kapitalvermehrer. Im Gegensatz zu den Zinsen, die für eine Kapitalanlage gezahlt (und sehr oft auch ausgezahlt) werden, werden beim Zinseszins die Zinserträge dem Kapital zugeschlagen und in den Folgejahren mitverzinst. Es gibt also nicht nur Zinsen auf das ursprüngliche Geld, sondern auch auf die in der Vorperiode erwirtschafteten Zinsen selbst. Wie sieht das konkret aus? Peter und Gerta sind 35 Jahre alt und haben beide 100.000 Euro, die sie jährlich zu fünf Prozent Zinsen anlegen. Während Peter sich seine Zinsen jährlich in Höhe von 5.000 Euro auszahlen lässt, lässt Gerta ihre Zinsen weiter arbeiten. Nach 25 Jahren, als beide 60 Jahre alt sind, hat Peter seinen 100.000 Euro weitere 125.000 Euro hinzugefügt, diese aber in Form der jährlichen Zinsauszahlung entnommen. Gerta hingegen, die nicht jedes Jahr ihre Zinsen abgehoben hat, hat allein dadurch, dass sie die Zinsen für sich hat arbeiten lassen, rund 340.000 Euro erhalten, also insgesamt über 100.000 Euro mehr als Peter. Das ist der Zinseszinseffekt.
II. Weg vom Sparbuch hin zum Kapitalmarkt
Nun stellt sich die Frage, wo man sein Erspartes am besten anlegt. J.P. Morgan Asset Management hat dazu 1.000 Österreicher befragt. Mit 58 Prozent ist das Sparbuch die beliebteste Anlageform. Die Zinsen bei einer Bindung von mehr als zwei Jahren liegen bei maximal drei Prozent und die Inflation im Jahr 2024 liegt derzeit bei rund 2,7 Prozent, man hat also real gesehen nahezu kein Geld gewonnen. Die Zurückhaltung der Österreicherinnen und Österreicher am Kapitalmarkt liegt in den Kursschwankungen begründet. Diese sind aber nur bei kurzfristiger Veranlagung relevant. Langfristig gesehen, übertreffen Indexfonds jede beliebte Anlageform der ÖsterreicherInnen bei weitem. Allein von 2014 bis 2024 stieg der S&P 500 Index um 15 Prozent pro Jahr. Diese Rendite hätte nicht nur die Inflation abgedeckt, sondern das Geld deutlich vermehrt. Wichtig bei der Veranlagung am Kapitalmarkt wäre nur, dass man eine empfohlene Mindestanlagedauer bei Aktieninvestments von etwa zehn Jahren mitbedenkt.
III. Finanzberater an die Seite holen
Jeder Mensch hat seinen eigenen Lebensstil. Dies führt auch zu einem unterschiedlichen Umgang mit Finanzen. Jemand, der aus beruflichen Gründen in verschiedenen Ländern leben muss, hat eine andere finanzielle Lebensstruktur als jemand, der lebenslang in derselben Stadt lebt. Für den mobilen Menschen ist es ratsam, sein Finanzvermögen nicht lokal konzentriert zu halten, z.B. in Form eines Eigenheims, während dies für den Ortsansässigen durchaus eine gute Entscheidung sein kann. Bei der Definition und dem Erreichen der finanziellen Ziele im Leben ist ein Finanzberater sehr hilfreich, da dieser einen besseren Zugang zu Informationen hat und auch nicht so schnell nervös wie ein Privatanleger wird. Der Profi hilft bei der finanziellen Zielsetzung und auch bei der Auswahl der richtigen Anlagen, um diese Ziele zu erreichen, ohne sich in der Komplexität zu verlieren.
„Was ich beobachte, ist, dass die Kursschwankungen am Kapitalmarkt die Österreicher abschrecken. Dafür gibt es keinen Grund, wenn man langfristig investiert. Die Zinsen sind höher, der Zinseszinseffekt setzt ein und man partizipiert am Erfolg international tätiger Unternehmen. Beim Sparbuch ist es genau umgekehrt, denn es deckt nicht einmal die Inflation ab“, so Küsters abschließend.