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Mit einer Zusatzpolice bessere Gesundheitsleistungen sichern

Printausgabe | Januar 2025
Private Krankenzusatzversicherungen boomen. Besonders die Option eines Wahlarztes ist ein treibendes Motiv. Viele Österreicher entscheiden sich dann für einen Kombitarif, aber auch hier ist die Auswahl groß. Angesichts eines vielfach begrenzten Budgets kann es sinnvoll sein, zunächst einen Basisschutz zu vereinbaren und erst später ein passendes Upgrading.
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Durch die gesetzliche Krankenversicherung ist in Österreich eine ganze Reihe von Leistungen abgedeckt: Der Besuch von Ärzten oder Ambulanzen ist weitgehend frei, ebenso die Versorgung in Krankenhäusern sowie Rehabilitationsanstalten. Damit sind die meisten Gesundheitsrisiken abgedeckt. Gleichwohl ist die Anzahl der Netto-Neukunden in der privaten Krankenversicherung nach Angaben des Versicherungsverbands Österreich sprunghaft angestiegen, und zwar von 14.842 im Jahr 2022 auf 60.278 im Jahr 2023. Die Durchdringung mit Verträgen zur privaten zusätzlichen Absicherung für den Krankheitsfall hat sich in der Bevölkerung seit 2019 bereits auf hohem Niveau stetig weiter erhöht und 2023 ein Niveau von gut 3,5 Millionen privat Versicherten erreicht. 

Für die meisten Versicherungsnehmer ist vor allem ein Feature entscheidend, heißt es aus der Branche einhellig: Die Möglichkeit des Wahlarztes. „Dieses Motiv trifft sicher auf 90 Prozent der Abschlüsse zu“, erklärt Martin Häusler, Geschäftsführer der Vorarlberger B-Quadrat Finanzberatungs GmbH. Denn die Realität ist derzeit in Österreich häufig davon geprägt, dass man als neuer Patient sowohl von Allgemeinärzten als auch Fachärzten entweder gar nicht mehr genommen wird oder ein regulärer Termin alles andere als zeitnah vereinbart werden kann. Schlechte Erfahrungen mit einem Kassenarzt werden auf Patientenseite ebenfalls genannt.

Die Zusammensetzung der Ärzteschaft hat sich hierzulande seit dem Jahr 2000 rasant gewandelt. Immer mehr Ärzte entscheiden sich gegen einen Kassenvertrag der Österrei-
chischen Gesundheitskasse. In Zahlen ausgedrückt: Während die Anzahl der Kassenärzte nur minimal um ein Prozent angestiegen ist, haben sich bis 2023 um 142 Prozent mehr ärztlich Tätige als Wahlarzt niedergelassen. Mit rund 10.500 Wahlärzten im Vergleich zu rund 8.000 Kassenärzten ist hier ein klarer Trend zu erkennen. Sobald ein Arzt keinen Vertrag mit einer Krankenkasse hat, gilt dieser Arzt als Wahlarzt. Des Weiteren gibt es Ärzte, die zwar Verträge mit bestimmten Krankenkassen haben, für die übrigen Kassen gilt dieser jedoch trotzdem als Wahlarzt. 

Abgesehen von diesen Entwicklungen könnten noch weitere Faktoren die stark steigenden Abschlüsse erklären: 2022 war die Corona-Krise noch nicht verwunden, das gestiegene Gesundheitsbewusstsein beziehungsweise der Wunsch nach einer umfassenderen gesundheitlichen Versorgung spielen daher sicher ebenfalls eine Rolle. 

Private Zusatzkrankenversicherungen decken genau diese Bedürfnisse ab: Sie ermöglichen einen schnelleren Zugang zu medizinischen Leistungen und spezialisierten Fachärzten und bringen weitere Leistungen und Annehmlichkeiten – je nach Art und Umfang des gewählten Versicherungspakets. Und natürlich abhängig von der Höhe der zu zahlenden Prämien. Die Angebote können jedoch stark variieren, sowohl in Bezug auf Tarif beziehungsweise Prämienhöhe als auch auf die spezifischen abgedeckten Leistungen. 

maximal 100 Euro pro monat

Die Menschen hierzulande sind durchaus bereit, sich die gesundheitliche Versorgung etwas kosten zu lassen. Allzu viel soll es allerdings nicht sein, wie eine aktuelle Analyse zeigt: Die Umfrage unter 1.079 web-aktiven Österreicherinnen und Österreichern zwischen 18 und 60 Jahren zeigt, dass 64 Prozent der Befragten maximal 100 Euro monatlich für eine private Krankenversicherung ausgeben möchten“, heißt es beim Vorsorgespezialisten AVM Smart, Betreiber der Plattform www.krankenversichern.at. Die Ergebnisse unterstreichen damit auch das steigende Preisbewusstsein der Verbraucher, besonders bei jungen Erwachsenen und Familien – leistbar muss es sein. „Speziell Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren bekommen wirklich sehr viel Leistung“, sagt Häusler. Das Einstiegssegment – bis 100 Euro pro Person – für junge Erwachsene und Familien sei daher besonders gefragt, bestätigt Sebastian Arthofer von AVM Smart. Das Interesse gilt vor allem den sogenannten Kombinationstarifen: „Sie kombinieren essenzielle Leistungen und ermöglichen so einen sinnvollen Einstieg in die private Krankenversicherung, ohne das Budget zu stark zu belasten“, erklärt der Vorsorgespezialist. 

Im Gegensatz zu umfassenden Sonderklassenversicherungen, die oft erst in späteren Lebensjahren stärker nachgefragt werden, bevorzugen junge Menschen Tarife, die sich auf ambulante Behandlungen und zusätzliche Gesundheitsleistungen konzentrieren. Die Generali will speziell jungen Erwachsenen bereits die private Gesundheitsvorsorge mit dem Produkt „SmartBeginner“ attraktiv gestalten. „Durch die niedrigen Prämien kann man frühzeitig einsteigen und den Versicherungsschutz später erweitern“, erklärt Andrea Hutter, Leiterin der Abteilung Krankenversicherung bei der Generali Versicherung. „Hat man bereits eine entsprechende Basis-Versicherung abgeschlossen, ist ein späteres Upgrading auf einen teureren Tarif meist ohne weitere Gesundheitsprüfung möglich“, führt die Abteilungsleiterin aus. Die Versicherer werben jedenfalls damit, dass man später zu denselben Bedingungen den Versicherungsschutz auf Sonderklasse oder den ambulanten Tarif erweitern könne.

Unter einem ambulanten Tarif versteht man die medizinische Versorgung, die in der Praxis eines Wahlarztes vollzogen wird oder in der Ambulanz eines Krankenhauses stattfindet. „Die ambulanten Behandlungen sind im stationären Tarif dann gedeckt, wenn die stationäre Behandlung dadurch ersetzt wird“, erklärt Dietmar Scala, Leiter Sales Management bei der Grazer Wechselseitige Versicherung AG.

„Die Angebote der einzelnen Versicherungsgesellschaften sind für Laien schwer zur vergleichen, deswegen haben sich in der Vergangenheit Kombitarife durchgesetzt“, so Scala weiter. Doch was genau kann ein solcher Kombivertrag mit gebündelten Bausteinen aus stationären Tarifen, die Krankenhausaufenthalte decken, sowie ambulanten Tarifen mit Übernahme der Wahlarztkosten, der Kosten für Medikamente und speziellen Add-ons alles umfassen? Es gibt viele unterschiedliche Kombinationen, oft sind „Optionen wie zahnmedizinische Leistungen, alternative Heilmethoden oder Vorsorgeleistungen wählbar“, so Dragan Dokic, Gesundheitsexperte bei der Allianz Österreich. „Ergänzende Leistungen wie das Krankenhaustagegeld werden ebenso in unterschiedlichen Ausprägungen angeboten“, ergänzt Hutter. 

Den meisten Österreicherinnen und Österreichern scheinen also 100 Euro monatlich als Prämie vertretbar. Doch was erhält man dafür? Dies hängt bei der privaten Zusatzkrankenversicherung maßgeblich von folgenden Faktoren ab: Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand, Wohnsitzbundesland, Sozialversicherungsstatus, aber auch Präferenzen. „Wenn kein Kombitarif verkauft wird, tendieren Frauen eher zum ambulanten Tarif, Männer eher zum stationären“, weiß Scala. Abhängig von Alter und Bundesland sei aber durchaus auch unter 100 Euro Monatsprämie ein stationärer Tarif drin. „Zwei Drittel der Kunden der Allianz Österreich entscheiden sich für ein Kombi-Paket aus Sonderklasse und Wahlarzt“, so Dokic.

Aber, Achtung, es lassen sich nicht unbegrenzt Ansprüche erheben: Je nach Gesundheitsberuf (Ärztin, Physiotherapeut, Psychotherapeutin etc.) und Leistungsart (Wahlarzt, Arzneimittel, Sehbehelf, Vorsorgeuntersuchungen etc.) sind die einzelnen Leistungen bis zu einem bestimmten betraglichen Jahreslimit gedeckt. Die Details zu Leistungsumfang, Häufigkeit und Höchstsummen können stark voneinander abweichen. „Vertraglich versicherte Leistungen“, fügt der Allianz-Experte hinzu, „können natürlich ohne betragliche Begrenzungen in Anspruch genommen werden.“

Die Beratung durch unabhängige Versicherungsmakler oder -agenten ist angesichts dessen, was alles möglich wäre, etwa Sehbehelfe, Ergo- und Physiotherapie, Logotherapie, Beistand durch Hebammen, Psychotherapie, Wellness-Aufenthalte und vieles mehr, umso wichtiger, betont Geschäftsführer Häusler. Bei bestimmten Leistungen ist zu berücksichtigen, dass es Wartefristen gibt. Beispielsweise kann für Psychotherapie eine Frist von acht Monaten ab Versicherungsbeginn gelten, die verstreichen muss, ehe eine psychotherapeutische Leistung in Anspruch genommen werden kann. Mit Selbstbehalten, die man vereinbaren kann, lassen sich die Prämien verringern. Zu beachten ist auch die regionale Gültigkeit: Manche Verträge gelten österreichweit, andere weltweit. 

Von TCM bis Homöopathie

Für manche Menschen ist der alternativmedizinische Vorsorgeaspekt wichtig. Einige Tarife haben diesbezüglich einen dezidierten Schwerpunkt, während andere sich auf konventionelle Behandlungen konzentrieren. Sind alternative Methoden in einem Tarif integriert, werden beispielsweise Kosten für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) oder Ayurveda, Akupunktur oder Homöopathie übernommen. „Die GraWe hat als Alleinstellungsmerkmal den sogenannten ,Health Booster‘, wo auch Nahrungsergänzungsmittel eingereicht werden können“, sagt Scala. 

Der Zahntarif ist meistens, so auch bei der Generali, als optionaler Zusatzbaustein verfügbar. Dokic: „Das Paket Zahngesundheit kann auch ,solo‘, also ohne Sonderklasse, abgeschlossen werden, was bei den meisten Anbietern am Markt nicht möglich ist.“ Beim „Health Booster“ der GraWe lässt sich immerhin die Leistung Mundhygiene einreichen. 

Auch „Wellness“ ist nach wie vor ein Trend. Stress, vor allem wenn er länger andauert, kann oftmals zu gesundheitlichen Beschwerden führen, vor allem, wenn man nichts oder wenig für sich selbst und seinen Körper unternimmt, macht der Allianz-Experte aufmerksam. Der GraWe-Baustein „Meine Energieladung“ umfasst Leistungen wie Spa-Besuche, Massagen, Fitnessprogramme oder Präventionskurse. Sowohl Generali als auch Allianz berichten, dass sich die Wellness-Bausteine großer Beliebtheit erfreuen. Bei der Generali etwa können die Kunden nach Abschluss sofort aus über 300 Partnern wählen und entweder einen mehrtägigen Aufenthalt in einem Wellnesshotel genießen oder etwas für ihre Fitness tun oder einen umfassenden Vorsorge-Check-up durchführen lassen. Beim Kombitarif der GraWe sei das Wellness-Paket „MyMEDpro“ immer enthalten, bei den anderen Tarifen sei es zusätzlich abschließbar. Es bietet unter anderem auch Mentaltraining. 

Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten ist die gemeinsame Produktauswahl mit einem versierten Berater dem Online-Abschluss klar vorzuziehen. Alle Versicherer, so auch die Generali, unterstreichen die Wichtigkeit individueller und bedarfsgerechter Beratung. Dokic: „Wir setzen in dieser Sparte voll auf die Expertise und ,real life‘-Beratungskompetenz unserer Vertriebspartner.“ Gleichwohl ist die Digitalisierung auch in dieser Sparte nicht bedeutungslos – so hat längst schon die Telemedizin Einzug gehalten.

Bei der Generali ist etwa im Rahmen der Gesundheitsvorsorge eine Gesundheits-Hotline rund um die Uhr erreichbar. Hutter: „Zusätzlich können die Versicherten täglich von 8 bis 20 Uhr per Videotelefonie mit einem Hausarzt sprechen, Zweitmeinungen einholen oder Fragen zu Medikamenten stellen.“ Bei der Allianz steht den Versicherten 24/7 neben der telefonischen Sofortberatung zusätzlich über Telegram, WhatsApp oder Secure Web der Digital-Doc, ein telemedizinischer Chat-Assistent, zur Verfügung. Auch bei der GraWe sind in den Bausteinen MyMEDpro:mind und MyMEDpro:help Online-Angebote enthalten, „generell zählt bei Erkrankungen aber der physische Kontakt“, betont Scala. 

Ein Hinweis noch: Für manche Branchen gibt es möglicherweise einen prämienbegünstigten Gruppenvertrag. Nachfragen lohnt sich also.