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Ressourcen mit Potential

Mai 2025
Weshalb kritische Rohstoffe ein wesentlicher Faktor für Energiewende sind, erläutert Gerhard Wagner, Head of Sustainable Investments Equities, Swisscanto.
Swisscanto
Gerhard Wagner, Swisscanto

Die Dekarbonisierung der Wirtschaft will den Übergang von sogenannten braunen fossilen Brennstoffen zu grünen erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasser und Erdwärme schaffen. Darauf verweist Gerhard Wagner, Head of Sustainable Investments Equities, Swisscanto, in seinem Kommentar.

Das Ziel ist, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern und den Klimawandel zu bremsen. Dieser auch von Regierungen angestrebte Übergang ist auf kritische Rohstoffe angewiesen, liefern sie doch eine Grundlage für emissionsarme Technologien und Produkte. Gleichzeitig nimmt der Druck auf diese Ressourcen auch anderweitig zu. Dafür sorgen der wachsende Wohlstand und das Wirtschaftswachstum, das Voranschreiten digitaler Technologien sowie die zunehmende Nachfrage aus Entwicklungsländern.

Die Nachfrage nach den verwendeten Materialien variiert dabei je nach Technologie. Die Metalle Lithium, Nickel, Kobalt, Mangan und Grafit etwa sind entscheidend für die Leistung von Batterien (sehr wichtig im Bereich der Elektrofahrzeuge). Seltene Erden werden für den Bau von Permanent-Magneten in Windturbinen und Elektromotoren verwendet. Und für die Stromnetze werden große Mengen an Aluminium und Kupfer benötigt, wobei letzteres Metall den Grundstein für alle strombezogenen Technologien schlechthin bildet.

Diese Entwicklung führt dazu, dass diesen Rohstoffen eine erhöhte Bedeutung zukommt – und zwar sowohl in Bezug auf die Dekarbonisierung der Wirtschaft als auch für jene Staaten, die nicht über eigene Vorkommen verfügen. Nicht von ungefähr deuten Prognosen der Internationalen Energieagentur darauf hin, dass die Nachfrage nach diesen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft entscheidenden Materialen stark zunehmen könnte.

PERSPEKTIVEN FÜR ANLEGER

Das ist auch aus der Perspektive des nachhaltigen Anlegens von Bedeutung: Für Investoren, für Unternehmen und Staaten dürfte die Herausforderung folglich darin bestehen, das Angebot mit dieser wachsenden Nachfrage in Einklang zu bringen. Weiter gilt es, sowohl eine geografische Diversifizierung zu erreichen als auch die umweltverträgliche Beschaffung dieser Rohstoffe zu gewährleisten. Der Wandel hin zu erneuerbaren Energien, zur Elektrifizierung und zur Kreislaufwirtschaft hängt direkt mit der Nachfrage nach kritischen Rohstoffen zusammen. In dem Maße, wie sich dieser Wandel beschleunigt, erfährt auch der Markt für kritische Rohstoffe ein signifikantes Wachstum. Insbesondere sind folgende Treiber aufzuführen:

– Die beispiellose Expansion der Märkte für kritische Rohstoffe wird durch die weit verbreitete Einführung sauberer Energietechnologien und die Elektrifizierung vorangetrieben. Zu nennen sind insbesondere Photovoltaik, Onshore- und Offshore-Windkraft und Elektrofahrzeuge-Batterien.

– Die Sekundärversorgung einschließlich Recycling spielt bei einigen kritischen Rohstoffen bereits eine wichtige Rolle. Dieses Sekundärangebot dürfte aufgrund von Versorgungsengpässen, Nachhaltigkeitsbestrebungen und der steigenden Nachfrage seitens der Industrie noch zunehmen. Dies unterstützt auch den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft.

– Die Verfügbarkeit kritischer Rohstoffe wird das Tempo der Energiewende wohl erheblich beeinflussen. Die Dynamik der Versorgung mit diesen Rohstoffen dürfte eine wesentliche Rolle bei der Frage spielen, wie schnell und kosteneffizient die Weltwirtschaft auf erneuerbare Energiequellen umsteigen kann.

– Staaten bemühen sich aktiv um die Erweiterung ihrer Rohstoffquellen. Dies etwa durch eine Reihe gesetzlicher Maßnahmen wie dem ‚Critical Minerals Act‘ der Europäischen Union (EU). Solche Maßnahmen zielen darauf ab, die Abhängigkeit von einzelnen Quellen zu verringern und im gleichen Zug die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

– Es ist von entscheidender Bedeutung, die Kapazität künftiger Vorkommen zu analysieren, um den raschen Anstieg der Nachfrage aufgrund von Klimaschutz-Initiativen zu decken. Während bei einigen kritischen Rohstoffen wie Kupfer Schwierigkeiten diesbezüglich bestehen, sind andere wie etwa Lithium leichter verfügbar.

Zusammenfassend gehen wir davon aus, dass kritische Rohstoffe einen wesentlichen Faktor für die Energiewende darstellen. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist ein verantwortungsvoller Abbau wichtig, um möglichen negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen entgegenzuwirken. Eine umfassende ESG-Integration im Anlageprozess kann diesen Anliegen Rechnung tragen.

Aus Investorenperspektive können Anlagen in kritische Mineralien respektive in Unternehmen, welche diese fördern oder verarbeiten, diverse Chancen bieten. Dazu zählen nach unserer Auffassung ein vergleichsweise hohes Wachstumspotenzial, Inflationsschutzmöglichkeiten und die Diversifikation des Portfolios. Mittlerweile ist die strategische Bedeutung dieser Rohstoffe auch weltweit anerkannt, und viele Regierungen setzen Maßnahmen zur Sicherung einer nachhaltigen und stabilen Versorgung um. Anlegerinnen und Anlegern bietet sich vor diesem Hintergrund die Chance steigender Preistrends, die durch Angebotsdefizite und dem auch politisch bedingten, wachsenden Bedarf an nachhaltigen Energielösungen entstehen könnten.