Die Preissteigerungen der vergangenen Jahre stellen insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen vor finanzielle Herausforderungen. Gerade die Anbieter eher preisgünstiger Lebensmittel leiden unter der Zurückhaltung dieser Konsumenten-gruppe. So verzeichnen etwa die größten US-Fastfoodketten stärkere Einbußen als erwartet. Die zunehmende Preissensibilität zwingt Lebensmittel- und Getränkekonzerne dazu, verstärkt preisgünstigere Verpackungsformate anzubieten.
Entsprechend rückt die Positionierung im Preiseinstiegssegment stärker in den Fokus. Besonders aktiv sind dort in jüngster Zeit die Hersteller von Schokoladen- und Snackartikeln. Diese sehen sich nicht nur mit einer preissensibleren Kundschaft, sondern auch mit stark gestiegenen Kakaopreisen konfrontiert. Bisher hat sich die Nachfrageelastizität bei Schokoladeprodukten zumindest als begrenzt erwiesen.
zölle und Rohstoffkosten belasten Kaffeehersteller
Das Ausmaß der notwendigen Preisanpassungen aufgrund gestiegener Rohstoffpreise dürfte auch das Kaufverhalten in der Kaffee-Kategorie zumindest temporär beeinflussen. Erfahrungsgemäß benötigen Konsumenten eine gewisse Zeit, um sich an ein höheres Preisniveau zu gewöhnen. Hochpreisige Kaffeeketten wie Starbucks dürften die Entwicklung in Form sinkender Kundenfrequenz am ehesten zu spüren bekommen.
Sollten die angekündigten US-Zölle auf vietnamesischen Kaffee umgesetzt werden, dürfte zusätzlicher Preisdruck entstehen. Abgesehen von der Kaffee- und Schokoladenproduktion sowie der Spirituosenindustrie sieht sich die Nahrungs- und Genussmittelindustrie bisher deutlich weniger mit dem Zollstreit konfrontiert als andere Branchen. Auch europäische Lebensmittelkonzerne wie Nestlé oder Unilever mit Produktionsstandorten in den USA sind nur begrenzt von den neuen Zusatzzöllen betroffen.
Wachsende CHANCEN FÜR zuckerfreie Alternativen
Wichtig werden die geplanten Initiativen des neuen US-Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Junior. Die Verwendung synthetischer Zusatzstoffe sowie der Zuckergehalt sollen deutlich reduziert werden. Da natürliche Farbstoffe in den USA weniger verbreitet sind und der Zuckergehalt oft höher ist als in Europa, ergibt sich für die US-Lebensmittel- und Getränkehersteller ein erheblicher Reformulierungsbedarf. Zuckerfreie Getränke- und Nahrungsoptionen gewinnen allerdings nicht nur in den USA kontinuierlich Marktanteile.
Nahrungsergänzungsmittel und Protein-Drinks im Trend
Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel zeigt sich bemerkenswert stabil. Rezeptfreie Präparate für das Immunsystem sowie die Magen- und Darmgesundheit werden verstärkt nachgefragt. Die demografische Entwicklung unterstützt das Wachstum in angrenzenden Bereichen: Der Bedarf an medizinischer Trink- und Sondennahrung nimmt zu.
Hinzu kommt die Verbreitung von „Abnehmspritzen“, die das Interesse an proteinreichen Drinks und Produkten beflügelen – zur Unterstützung des Muskelerhalts. Umfragen zufolge hat sich der Joghurtkonsum in Haushalten, in denen solche Produkte verwendet werden, verdreifacht.
Eine Rezession in den USA kann zwar nicht mehr ausgeschlossen werden, Nahrungsmittel bleiben jedoch unverzichtbarer Grundbedarf. Im Jahresverlauf ist daher mit einer allmählichen Verbesserung bei vielen Lebensmittel- und Getränkekonzernen zu rechnen. Mit Blick auf mögliche Belastungen durch die US-Zollpolitik erscheinen europäische Titel weniger risikobehaftet – allerdings gilt es, Währungsrelationen und Länder-Exposures genau im Blick zu behalten.