Startseite » Private Banking » Tech-Rallye mit Höchstständen

Tech-Rallye mit Höchstständen

September 2025
Die jüngste Zinssenkung in den USA löste einen weiteren Kursaufschwung insbesondere bei Technologieaktien aus. Florian König, Kathrein Privatbank, analysiert die Entwicklung.
Kathrein Privatbank
Florian König, Kathrein Privatbank

Wie erwartet, senkte die US‑Notenbank den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von nunmehr vier bis 4,25 Prozent. Mit Aussicht auf zwei weitere Leitzinssenkungen im Jahresverlauf erhielten insbesondere die US‑Aktienmärkte zusätzlichen Rückenwind, konstatiert Florian König, Portfoliomanager bei der Kathrein Privatbank.

Die deutliche Schwäche des US‑Arbeitsmarktes dürfte die stimmberechtigten Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) zum Umdenken veranlasst haben, sodass die erste Zinssenkung des Jahres beschlossen wurde. Diese Einschätzung bestätigte Fed‑Chef Jerome Powell in seiner Rede nach der Zinsentscheidung. Ziel ist es, steigende Arbeitslosenzahlen, einen Nachfragerückgang und die daraus resultierenden negativen Folgen zu vermeiden. Zwar bereitet der schwächelnde Arbeitsmarkt berechtigte Sorgen, doch beendete dieser Aspekt die Euphorie an den Aktienmärkten nicht – im Gegenteil: Die Tech‑Rallye erreichte neue Höhepunkte. Getrieben unter anderem von idiosynkratischen (unternehmensspezifischen) Nachrichten – etwa Oracles positivem Ausblick, Übernahmeabsichten für das US‑Geschäft von TikTok durch US‑Tech‑Konzerne (zu denen auch Oracle gehört) sowie NVIDIAs Engagement bei Intel – und von der Aussicht auf eine zunehmend lockerere Geldpolitik stiegen die US‑Indizes weiter an.

Das Resultat: Erneut wurden neue Höchststände erreicht. Dass zudem die wichtigsten US‑Indexwerte wie S&P 500, Dow Jones, NASDAQ und Russell 2000, aber auch globale Indizes wie der MSCI World Index in USD nahezu im Gleichschritt und kontinuierlich neue Höchststände erzielten, ist selten. Seit der Jahrhundertwende trat dies erst 34‑mal auf (siehe vertikale Indikatoren in untenstehender Grafik). Dieser Umstand lässt Euro‑Investoren neidisch über den Atlantik blicken, denn diese Meilensteine können in erster Linie US‑Dollar‑Investoren für sich reklamieren.

SINKENDER US-DOLLAR BELASTET

Aus Sicht von Euro‑Investoren muss der MSCI World (Net Total Return) noch um gut 1,7 Prozent zulegen, um den Höchststand vom Februar 2025 zu erreichen. Der größte Gegenspieler bei der Erreichung dieses ambitionierten Ziels ist der US‑Dollar. Aufgrund seiner anhaltenden Schwäche verzeichnete der MSCI World (Net Total Return) EUR‑Index im laufenden Jahr ein „mageres“ Plus von rund drei Prozent (Zeitraum: 31. Dezember 2024 – 19. September 2025; im Zeitraum vom 19. Sept. 2020 bis 19. Sep. 2025 legte der Index um 97,13 Prozent zu; Quelle: Bloomberg Finance L.P.), während der MSCI World (Net Total Return) US-Dollarindex im gleichen Zeitraum bereits mehr als 17 Prozent zulegte (Quelle: Bloomberg Finance L.P.).

Das verdeutlicht eindrücklich, wie bedeutsam das Management von Fremdwährungsrisiken und insbesondere die aktive Steuerung des US‑Dollar‑Risikos ist. Das liegt unter anderem daran, dass der Anteil an Titeln, die in US-Dollar notieren in globalen Indizes wie dem MSCI World bereits rund 70 Prozent beträgt und daher für die künftige Wertentwicklung aus Sicht des Euro‑Anlegers von enormer Bedeutung ist. Durch die zunehmende Konzentration der globalen Marktkapitalisierung auf US‑amerikanische Tech‑Giganten verstärkt sich zugleich der US‑Dollar‑Anteil in globalen Referenzindizes. Gefragt ist daher aktives Währungs‑Engagement. Am Beispiel des MSCI World: Bei einer 100‑prozentigen Absicherung des Fremdwährungsrisikos hätte sich das Plus aus Sicht des Euro‑Investors bereits auf mehr als 12,9 Prozent erhöht (Zeitraum: 31. Dezember 2024 – 19. September 2025; Quelle: Bloomberg Finance L.P.).

Wir setzen daher bei der Kathrein Strategie auf einen effizienten, systematisierten und emotionsfreien Ansatz. Strategisch streben wir eine Absicherungsquote von 50 Prozent des US‑Dollar‑Risikos, also jener Aktien, die in US-Dollar notieren, im Aktienportfolio an. Auf Basis taktischer Modelle (u. a. Trendfolge und Kaufkraftparität) erhöhen oder reduzieren wir die Absicherung je nach Einschätzung. Dies kann durch Umschichtungen in abgesicherte Investmentprodukte oder derivativ erfolgen, je nach Ausrichtung der Anlagestrategie und den zulässigen Finanzprodukten. Zuletzt wurde die Absicherungsquote auf 62,5 Prozent angehoben.

Selbstverständlich ist man beim Blick in den Rückspiegel immer klüger. Wer jedoch von ungünstigen Fremdwährungsbewegungen nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden möchte, sollte sich mit dem Fremdwährungsanteil seiner Anlagen auseinandersetzen – sei es bei Einmalanlagen, fortlaufenden Sparplänen oder bestehenden Investitionen. Langfristig mögen sich Währungsbewegungen ausgleichen; zwischenzeitliche, durchaus schmerzhafte Rückgänge durch Währungsabwertungen, wie in diesem Jahr zu beobachten, müssen jedoch emotional und finanziell tragbar bleiben.

KATHREIN-INVESTMENTSTRATEGIE:

Zinsen: Angesichts der aktuellen Entwicklungen sehen wir weiterhin Raum für eine weitere Zinssenkung durch die Federal Reserve noch im laufenden Jahr; die Entwicklung der US‑Inflation wird dabei genau beobachtet, denn die Teuerungsrate liegt nach wie vor deutlich über dem 2‑Prozent‑Ziel. Mögliche Effekte durch eine Verschärfung der US‑Zollpolitik werden als temporär eingeschätzt; der Arbeitsmarktschwäche wird hingegen ein höherer Stellenwert eingeräumt, um einem Nachfragerückgang seitens der US‑Konsumenten vorzubeugen.

• US‑Dollar: Gegenüber unserer bisher neutralen Absicherungsquote von 50 Prozent des US‑Dollar‑Anteils im Aktienportfolio haben wir die Absicherung zuletzt auf 62,5 Prozent erhöht. Im Bondportfolio werden weiterhin 85 Prozent des US‑Dollar‑Risikos als Ergebnis unserer Optimierung abgesichert. Ein schwindendes Zinsdifferenzial zwischen dem US‑Dollar und den wichtigsten Währungen, etwa dem Euro, könnte eine weitere Abwertung des US‑Dollars begünstigen.

• Aktien: Innerhalb unseres Aktienportfolios sind wir in Bezug auf Tech‑Giganten weiterhin unterproportional positioniert im Vergleich zu den entwickelten Aktienmärkten. Zwar fußt die starke Wertentwicklung der vergangenen Jahre auf solidem Umsatz‑ und Gewinnwachstum, doch sind die aktuellen Bewertungsniveaus mit Vorsicht zu betrachten; sie rechtfertigen nicht zwingend die Fortsetzung hoher Wachstumsraten. Insbesondere geopolitische Konflikte können Wachstumsfantasien schnell beenden, wenn betroffene Unternehmen zwischen die Fronten geraten.