ETFs sind großartige Werkzeuge: transparent, kostengünstig, handelbar. Aber ein Werkzeug ersetzt noch keinen Bauplan. Wer allein „einen ETF kauft“, löst damit nicht das zentrale Problem des Anlegens – die vernünftige Aufteilung des Vermögens auf Anlageklassen, Laufzeiten, Währungen und Liquidität. Genau diese strategische Asset Allokation ist der Taktgeber der langfristigen Ergebnisse.
Auch diverse Studien zeigen seit Jahrzehnten, dass der größte Teil der Ergebnisse eines Portfolios über die Zeit durch die gewählte Asset-Allokation erklärt wird. Nur ein geringer Teil entfällt auf die Auswahl des einen oder anderen Produktes. Ebenso entscheidend sind Umsetzung der Strategie, Kosten und generelles Anlegerverhalten. Die Botschaft: Ohne saubere Allokation gibt es keine verlässliche Renditeerwartung; Produktauswahl und Market Timing treten in den Hintergrund.
In der Praxis heißt das: Nicht „welcher ETF ist der beste?“ entscheidet, sondern „welche Mischung an Risikoprämien passt zu Zielen und Risikotragfähigkeit?“. Wer nur einen Weltaktien-ETF kauft, ist zwar über Unternehmen breit gestreut, bleibt aber einseitig im Risikofaktor Aktie. Fehlende Anleihen mit ausreichender Duration, Liquiditätsreserven, Faktor-Bausteine oder reale Anlageklassen erhöhen die Verwundbarkeit – gerade, wenn Zinswenden, Inflation und Konjunkturabkühlung zusammenkommen. Ebenso wichtig wie die Startmischung eines Portfolios sind Prozesse: regelmäßiges, regelbasiertes Rebalancing, das Setzen von Bandbreiten, ein klarer Liquiditätsplan und – oft unterschätzt – das Managen von Währungsrisiken.
ETFs sind Bausteine, keine Baupläne
Zwei Anleger können denselben ETF nutzen und völlig unterschiedliche Ergebnisse erzielen – je nachdem, wie gewichtet wird, ob abgesichert oder gehedgt wird und ob in Stressphasen diszipliniert gehandelt wird. Ohne Rahmen drohen Fehlsteuerungen: kaufen aus FOMO (fear of missing out – im Volksmund auch Gier genannt), verkaufen im Tief, Gewinner zu lange laufen lassen bis das Risikoprofil kippt. Ein guter Plan definiert Zielrendite, Verlusttoleranz und Zeithorizont, wählt entlang dessen die Bausteine aus, legt Rebalancing-Regeln fest und kümmert sich um Kostenkontrolle sowie steuerliche Effizienz.
Genau hier entfaltet professionelle Beratung ihren Mehrwert. Ein Vermögensberater übersetzt Ziele in einen konsistenten Allokationsplan, setzt ihn kosteneffizient (auch mit ETFs) um und hält Anleger in Turbulenzen handlungsfähig.
Die Schlussfolgerung ist unromantisch, aber beruhigend: ETFs sind Mittel zum Zweck, nicht der Zweck selbst. Wer seine Vermögensarchitektur dem Zufall überlässt, riskiert, die richtigen Produkte falsch zu verwenden. Wer dagegen zuerst die strategische Allokation definiert (Zielrendite, Risikobudget, Liquiditätsbedarf), geeignete Bausteine auswählt, Kosten und Steuern im Blick hat und den Plan diszipliniert pflegt, schafft die Voraussetzungen für planbare Ergebnisse – und nutzt ETFs dort, wo sie ihren größten Vorteil ausspielen: als effiziente, transparente Bausteine in einem durchdachten Gesamtportfolio.
Kurz: Ein ETF macht noch kein Portfolio. Eine robuste Asset Allocation macht eines. Und ein guter Berater sorgt dafür, dass beides zusammenkommt.

