Sparen hat in Österreich einen hohen Stellenwert. So ist laut einer von marketmind im Auftrag der bank99 durchgeführten repräsentativen Befragung unter 1.000 Personen sechs von zehn Österreicher das Sparen grundsätzlich wichtig. Die meisten Befragten sparen monatlich und legen im Durchschnitt 225 Euro zur Seite. Die höchsten Beträge sparen Männer (284 Euro vs. 166 Euro bei Frauen), Jüngere (Gen Z: 284 Euro vs. Babyboomer: 160 Euro) sowie höher Gebildete (mit Matura: 319 Euro vs. ohne: 180 Euro). Österreichweit werden in Tirol und in Oberösterreich die höchsten Beträge gespart, im Burgenland die niedrigsten. Wien liegt im Mittelfeld.
„GENDER SPAR GAP“
Nicht alle, die sparen wollen, können das auch. Welcher Betrag zur Seite gelegt wird, hängt wesentlich vom Einkommen, aber auch vom Geschlecht ab. So ist das Sparen mit einem Haushalt-Nettoeinkommen (HNE) unter 2.000 Euro (monatliche Sparsumme: 115 Euro) und für nicht erwerbstätige Personen aufgrund von Pension (132 Euro), Karenz (85 Euro) und Arbeitslosigkeit (ca. 60 Euro) deutlich erschwert. Auch die Berufstätigkeit (Teilzeit: 201 Euro vs. Vollzeit: 304 Euro) und die Wohnsituation prägen das Sparverhalten der Österreicher. So legen Personen in Paarhaushalten ohne Kinder sowie diejenigen, die noch bei ihren Eltern leben, deutlich mehr zur Seite als Eltern oder Menschen in Single-Haushalten.
Außerdem sparen Frauen (166 Euro) um 41 Prozent weniger als Männer (284 Euro). Frauen mit einem HNE zwischen 1.000 und 2.000 Euro können lediglich 101 Euro monatlich sparen. Teilzeit-Beschäftigte sparen durchschnittlich 165 Euro (VZ-Beschäftigte: 244 Euro), im Haushalt tätige Frauen bzw. Frauen in (Bildungs-)Karenz überhaupt nur ca. 60 Euro.
Patricia Kasandziev, Vorstandsmitglied Markt & Digitalisierung der bank99: „Frauen sind beim Sparen stark benachteiligt, da oft mehrere Faktoren zusammenkommen: weniger Einkommen, mehr Teilzeit, öfter alleinlebend, alleinerziehend, ein deutlich geringeres Finanzwissen. Dadurch nutzen sie auch weniger ertragreiche Spar- und Anlageformen. Es zeigt sich ein regelrechter ‚Gender Spar Gap‘. Sieht man sich die Sparbeträge zwischen den Geschlechtern an, zeigt sich eine Differenz von 41 Prozent. Schon eine Teilzeitbeschäftigung senkt die Sparmöglichkeiten um ein Drittel – und das betrifft die Hälfte aller Frauen in Österreich. Das Risiko der Altersarmut ist bei ihnen folglich deutlich erhöht.“
ÖSTERREICHER SPAREN KONSERVATIV
In Österreich sparen die meisten traditionell: 54 Prozent über ein Online-Sparkonto, 35 Prozent per Sparbuch, 34 Prozent auf dem eigenen Girokonto und 38 Prozent bevorzugen es, Bargeld zu Hause aufzubewahren. Wenig genutzt werden Assetklassen wie Aktien & Anleihen (28 Prozent), Edelmetalle (20 Prozent), Fonds und ETFs (12 Prozent) oder Immobilien (elf Prozent) – dabei setzen Männer stärker auf solche risikoreicheren Spar- und Anlageformen. Auf die Gesamtbevölkerung gesehen, besteht noch viel Skepsis: Nahezu die Hälfte aller Befragten schließt ein Investment in Fonds, Aktien und Co. strikt aus (43 Prozent). Und das hängt auch mit dem Wissensstand zusammen. So zeigt ein im Zuge der Befragung durchgeführter Wissenstest, dass sieben von zehn Befragten nicht wissen, was passiv gemanagte Fonds bzw. ETFs überhaupt sind – und dreimal so viele Männer wie Frauen bestehen diesen Wissenstest.
Kasandziev erklärt: „Bei der Planung von Spar- und Anlagestrategien empfehlen wir unseren Kunden nach Möglichkeit Ersparnisse auf verschiedene Assetklassen aufzuteilen. Durch eine Kombination aus traditionellen Produkten und risikoreicheren Optionen wie Fonds kann die größtmögliche Rendite erzielt werden – auch bei kleinen, regelmäßigen Beträgen lohnt sich das bereits. Vom längerfristigen Sparen zuhause oder auf einem Girokonto rate ich ab. Hier kommt es durch den Inflationseffekt zu Wertverlust. Viel mehr noch, kommt zuhause das Risiko eines Totalverlusts durch Diebstahl oder andere unvorhergesehene Ereignisse wie Naturkatastrophen hinzu.“
NOTFALLVORSORGE IM FOKUS
Eine finanzielle Reserve für Notfälle (46 Prozent), das Erfüllen größerer Wünsche (43 Prozent), die Altersvorsorge (38 Prozent), der Aufbau von finanziellen Rücklagen (37 Prozent) sowie die Vorsorge für unsichere Zeiten (35 Prozent) sind die wichtigsten Sparmotive der Österreicher. Eine berufliche Auszeit ist hingegen nur für vier Prozent wichtig. Bei Männern ist zudem ein Drittel (32 Prozent) daran interessiert, sich langfristig ein Vermögen aufzubauen, bei den Frauen sind es nur 18 Prozent. Sechs von zehn Befragten sehen Sparen als essenziell für die Absicherung in der Pension an – bei den Millennials sind es sogar sieben von zehn.
Und dennoch, die steigenden Kosten im Alltag (52 Prozent) sind aktuell die größte Barriere, Geld zur Seite zu legen. Das betrifft insbesondere Frauen, da sie tendenziell weniger Einkommen haben. Auch unerwartete Ausgaben wie Reparaturen oder die finanzielle Unterstützung von Familienmitgliedern (49 Prozent) sowie die Inflation (48 Prozent) hindern am Sparen.
Christian Bosch, Studienautor und Managing Director von marketmind: „Der Geschlechterunterschied, der sich vor allem auf das Einkommen bezieht, wird auch hier sichtbar: Männern geht es öfter um den langfristigen Vermögensaufbau. Sie haben auch deutlich mehr freies Kapital zur Verfügung. Bei Frauen steht die Verbesserung der Wohnsituation und das Erfüllen von Wünschen im Vordergrund. Allen gleich ist aber, dass das Sparverhalten stark von Sicherheit und dem Wunsch nach einer guten Vorsorge für die Zukunft geprägt ist.“
INFORMATIONSLAGE ENTSCHEIDEND
Die Mehrheit beschäftigt sich einige Male jährlich mit dem Thema Sparen (59 Prozent), zehn Prozent davon überhaupt nie. Nur vier von zehn Österreicher geben an, sich monatlich zu informieren. Im Durchschnitt beginnen die Österreicher sich mit 20 Jahren mit dem Thema Sparen auseinanderzusetzen, dabei beginnt die Gen Z (ca. 17 Jahre) deutlich früher, als es ältere Generationen (ca. 25-30 Jahre) zu ihrer Zeit getan haben. Die Studie zeigt auch, dass der Wissensstand wesentlich mit erfolgreichem Sparen zusammenhängt: So liegt die Sparrate jener, die sich monatlich schlau machen bei durchschnittlich 332 Euro. Auf deutlich weniger als die Hälfte (151 Euro) kommen all jene, die sich seltener informieren.
Kasandziev schildert: „Die Ergebnisse zeigen, dass sich vor allem jene informieren, die Geld zur Verfügung haben. Gerade für jene Menschen, die nicht so viel Einkommen haben, wäre es aber wichtig, frühzeitig eine Spar- und Anlagestrategie zu entwickeln, um im Alter abgesichert zu sein.“
Gefragt nach den Quellen, um sich rund ums Sparen zu informieren, nennen die meisten Befragten die Betreuung in der Bank (20 Prozent), gefolgt vom Austausch mit Freund*innen und der Familie (14 Prozent) sowie Online-Vergleichsportale (elf Prozent). Wenn es um die Auswahl der Bank geht, entscheiden sich die Österreicher, nach attraktiven Konditionen (28 Prozent), v. a. für die nächstgelegene Bank (24 Prozent). Männer bevorzugen Online-Recherchen, Frauen persönliche Beratung und Empfehlungen. Unter 30-Jährige informieren sich besonders häufig über Soziale Medien (12 Prozent). Bücher oder Bildungseinrichtungen spielen kaum eine Rolle, dabei wünschen sich sieben von zehn mehr Finanzbildung in Schulen.
ÜBER DIE STUDIE
marketmind hat im Auftrag der bank99 im Zeitraum vom 31. Juli bis 14. August 2024 rund 1.000 Personen ab 18 Jahren zum Thema Sparen befragt.