„Gold wird weiterhin von der erhöhten Unsicherheit und Volatilität gestützt, die von den anhaltenden weltweiten geopolitischen und handelspolitischen Spannungen und den gemischten Wirtschaftssignalen herrühren“, betont Imaru Casanova, Portfoliomanagerin Gold und Edelmetalle bei VanEck. Im August wurde Gold selbst in das Chaos der Handelszölle verwickelt, als Nachrichtenberichte darauf hindeuteten, dass die USA Zölle auf 1-Kilogramm- und 100-Unzen-Barren aus Gold eingeführt hatten. US-Präsident Trump versicherten den Märkten später, dass Gold nicht von Zöllen betroffen sein wird. Dieses Fiasko ist ein Beispiel für das verwirrende politische Umfeld in den USA, in dem die Märkte täglich versuchen, schnell wechselnde (und widersprüchliche) Informationen neu zu interpretieren und einzupreisen.
Seit seiner starken Rallye nach dem „Tag der Befreiung“ im April bewegt sich der Goldpreis in einer Spanne um 3.300 US-Dollar pro Unze. „Diese Seitwärtsbewegung überrascht uns nicht“, erklärt die Goldexpertin. „In den letzten Jahren neigte der Goldpreis dazu, sich nach bedeutenden Anstiegen auf neue Höchststände um eine neue, höhere Basis herum zu konsolidieren, bevor der nächste Katalysator auftaucht, der ihn auf das nächste Niveau treibt.“
Einen Vorgeschmack darauf, wie einige dieser Katalysatoren aussehen könnten, gab es am 20. August, als Präsident Trump den Rücktritt von Lisa Cook, der Gouverneurin der US-Notenbank, forderte – und Tage später bekannt gab, dass er sie entlassen hatte. „Diese Eskalation der Angriffe auf die Fed durch die derzeitige Regierung hat Befürchtungen geweckt, dass die Fed ihre Unabhängigkeit verlieren könnte, was die Stabilität und Glaubwürdigkeit der wichtigsten Zentralbank der Welt bedroht.“ Gold erholte sich daraufhin, unterstützt durch die gestiegene Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die Fed im September und einen schwächeren US-Dollar, und schloss am 29. August mit einem Monatsgewinn von 158,02 US-Dollar (4,80 Prozent).
DIE KURSE STEIGEN
Der NYSE Arca Gold Miners Index stieg im Laufe des Augusts um 21,73 Prozent, der Index für mittelgroße und kleine Unternehmen, der MVIS Global Junior Gold Miners, um 23,35 Prozent. Der Anstieg des Goldpreises führte erwartungsgemäß zu einem verstärkten Anstieg bei den Goldaktien, was deren Hebelwirkung auf den Metallpreis widerspiegelt. Die deutliche Outperformance deutet jedoch darauf hin, dass andere Faktoren als der Goldpreis die Goldminenaktien im August unterstützten. „Wir glauben, dass ein wesentlicher Treiber eine sehr starke Gewinnsaison im zweiten Quartal 2025 war“, so Casanova. „Und obwohl der August kein schlechter Monat für den breiteren Aktienmarkt war, der von der Dominanz der Mega-Techs und optimistischen Zinssenkungsspekulationen unterstützt wurde, verblasste der monatliche Anstieg des S&P 500 von etwa zwei Prozent im Vergleich zum Anstieg der Goldminenaktien.“
Könnte es sein, dass Goldaktien nach fast zwei Jahrzehnten der anhaltenden Abwertung endlich wieder in Schwung kommen? „Unsere Daten scheinen darauf hinzudeuten, dass dies der Fall sein könnte“, sagt Casanova. „Wir verfolgen die Korrelation zwischen dem Preis für Goldbarren und den Kursen der Goldaktien (GDM) seit 2001 und haben sechs klare Trends identifiziert, die auf eine deutliche und anhaltende Abwertung des Goldminensektors seit 2007 hinweisen.“ Die Herabstufungen in der Vergangenheit waren das Ergebnis von Unternehmen, die ihre Anleger immer wieder enttäuschten.
Jetzt sehen die Anleger wachsende Margen, eine niedrige Verschuldung, Disziplin bei der Kapitalallokation und Unternehmen, die das tun, was sie für dieses Jahr angekündigt haben. „Es ist zwar noch zu früh, um zu sagen, ob sich ein neuer Bewertungstrend herausbildet, aber die August-Daten sind ermutigend und könnten den Beginn eines neuen Bullenzyklus für Goldminenaktien signalisieren.“ Zum Vergleich: Der Bullenmarkttrend von 2001-2007 würde beim heutigen Spot-Goldpreis einen GDM-Wert von ca. 6.000 implizieren, verglichen mit dem aktuellen Wert von ca. 1.800.
„Eine Rückkehr zu diesen historischen Branchenmultiplikatoren mag unrealistisch erscheinen und ist auch nicht Teil unseres Ausblicks, aber eine deutliche Neubewertung des Sektors ist unserer Ansicht nach möglich.“ Anleger müssen jedoch bedenken, dass die Wertentwicklung der Vergangenheit kein Indikator für zukünftige Ergebnisse ist.