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Droht den USA die Pleite?

Mai 2025
Andreas Weidinger, Leitung Portfoliomanagement bei der Kathrein Privatbank, analysiert die wachsenden Schulden der USA und zieht ein klares Fazit daraus.
Kathrein Privatbank
Andreas Weidinger, Kathrein Privatbank

„Trumponomics“ ist längst in aller Munde. Das Budgetdefizit eines Landes und damit die Staatsverschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung eines Landes ist dabei stets ein großes und wichtiges Thema, auch in Europa. Andreas Weidinger, Leitung Portfoliomanagement bei der Kathrein Privatbank, geht auf die Entwicklungen in seinem Kommentar ein.

Trumps erster Budgetentwurf in seiner zweiten Amtsperiode ist mit einer Einsparung in der Höhe von 163 Milliarden US-Dollar in aller Munde. Die versprochenen Steuererleichterungen sind momentan einmal im Hintergrund. Aber wie war das bei seiner ersten Präsidentschaftsperiode? Damals ist das Budgetdefizit beständig angestiegen. Für 2016 war das Defizit unter Obama noch bei 3,11 Prozent der Wirtschaftsleistung, um dann kontinuierlich unter Trump anzusteigen. Bis 2019 betrug der Anstieg 4,57 Prozent, um dann 2020 auf 14,67 Prozent bedingt durch Covid auszufuern. Das Defizit ist zwar unter Biden zurückgegangen, aber mit 6,28 Prozent noch immer weit entfernt von drei Prozent – ein Defizit, das für viele Ökonomen noch leistbar erscheint. Naja, den USA droht immerhin kein Defizitverfahren durch die EU.

Trump wurde nicht wiedergewählt, um das Budget zu sanieren – das hätte ihm sowieso keiner zugetraut – sondern um die USA wieder groß zu machen. Und groß wird man sicher nicht, indem man die Staatsausgaben massiv reduziert. Auch was das Verhältnis der gesamten Staatsschulden zur Wirtschaftsleistung betrifft, haben sich die Zahlen für die USA in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Momentan stehen die USA bei 126,2 Prozent (Quelle: St. Louis Fed 24. 3. 2025), Deutschland weist im Vergleich dazu 63,2 Prozent auf (Schätzung für 2025 Quelle: EU-Kommission, OECD, Stand Nov. 2024).

US-STAATSPLEITE ANTE PORTAS?

Es gibt Stimmen in Europa, die behaupten, die USA könnten vor einer Pleite stehen, wie unlängst Hans-Werner Sinn, er war immerhin bis 2016 Präsident des renommierten ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Dabei wird auf einen wesentlichen Punkt vergessen: In den USA sieht man das anders, so hat Alan Greenspan, langjähriger Vorsitzender der amerikanischen Notenbank in einem Interview mit NBC 2011 in der Folge der Herabstufung der Kreditwürdigkeit von AAA auf AA- verwiesen: „Die USA können alle Schulden zurückzahlen, weil sie immer Geld drucken können, um das zu tun. Daher ist die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz null Prozent.” Warren Buffett scheint das übrigens auch so zu sehen wie Alan Greenspan, denn er veranlagt seine Liquiditätsreserven immer in amerikanische Staatsanleihen. Aber auch er schätzt das amerikanische Defizit in der gegenwärtigen Höhe in seinem letzten Aktionärsbrief langfristig für nicht nachhaltig ein.

Die Finanzmärkte vertrauen nach wie vor den USA und sind bereit, die Schulden weiter zu finanzieren. Von einer Krise wie in den Peripherieländern des Euro-Raumes vor etwas mehr als 10 Jahren, sind die USA weit entfernt. Amerikanische Staatsanleihen sind noch immer das Schmiermittel des weltweiten Zahlungsverkehrs. US-Staatsanleihen, die in US-Dollar notieren sind eine sehr liquide Anlageklasse. Nichtsdestotrotz gibt es doch ein paar Wolken am Horizont und die zwei größten ausländischen Gläubiger, Japan und China, drohen unverhohlen mit einem Abbau amerikanischer Staatsanleihen im Zuge des Handelsstreites mit den USA. Die Ausfallsprämien, um sich gegen eine Insolvenz in den USA zu versichern – man nennt diese auch Credit Default Swaps (abgekürzt CDS) sind seit Trumps Amtsantritt zwar angestiegen, aber mit einem Niveau von zurzeit 57 Basispunkten immer noch niedriger als in den Jahren der Finanzkrise von 2008 bis 2009 und kleiner als beim letzten Haushaltsstreit 2023 (Quelle: Bloomberg, 5. 5. 2025)

FAZIT

Eine unmittelbare Schuldenkrise in den USA, wie sie manche Ökonomen in naher Zukunft prognostizieren, können wir nicht ausmachen. Die Staatsverschuldung in den USA ist in dieser momentanen Größenordnung nicht langfristig tragbar, wird aber noch einige Jahre andauern. Wer immer dann auch das Budget der USA auf einen nachhaltigen Weg bringen wird, hat einen Knochenjob vor sich.