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Österreichische Versicherer solider aufgestellt

November 2025
Die Solvenzbilanz der heimischen Versicherungen hat seit dem Zinsanstieg erstmals wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht, wie aus dem Branchenbericht 2025 der FMA hervorgeht.
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Der jüngste Bericht zur Lage der österreichischen Versicherungswirtschaft 2025 der Finanzmarktaufsicht (FMA) offenbart einige deutliche Trends. Die Entwicklung des Versicherungsmarktes im Jahr 2025 ist geprägt von neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Anders als europäische Versicherungsunternehmen arbeiten die österreichischen Versicherungen weiterhin in einem Umfeld mit Inflation über dem EZB-Ziel.

Die Krisen der letzten Jahre haben die Resilienz des Sektors in Bezug auf die Kapitalisierung gezeigt und gleichzeitig zu einer vertieften Auseinandersetzung der Aufsicht mit dem Zins-, Liquiditäts- und (besonders relevant für den österreichischen Finanzmarkt) mit dem Verflechtungsrisiko geführt. Dies betrifft auch die Verflechtung mit den Dienstleistern im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie, die die FMA bereits seit 2018 im Blick hat.

Die Ergbnisse sind durchaus positiv. Die Solvenzbilanz der österreichischen Versicherungen mit 137,9 Milliarden Euro zum 30. Juni 2025 hat seit dem Zinsanstieg erstmals wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht. Der Nicht-Banken-Anteil am österreichischen Finanzsektor ist somit erneut auf rund 40 Prozent gestiegen. Zum 30. Juni 2025 verwalten die Versicherungen 130,2 Milliarden Euro. Das ist um etwa 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Asset-Allokation ist der Anleihenanteil deutlich zurückgegangen und von 46 Prozent im zweiten Quartal 2019 auf 34 Prozent im zweiten Quartal 2025 im Direktbestand gesunken. Der Unternehmensanleihen-Anteil ist von 25 auf 18 Prozent und der Staatsanleihen-Anteil von 21 auf 16 Prozent zurückgegangen.

Es gibt auch eine Neuheit. 2025 berechnet die FMA erstmals die marktwertgewichtete modifizierte Restlaufzeit für die Anleihen-Portfolios inkl. Fondsdurchschau. Diese liegt für den Gesamtmarkt bei 9,10, was bedeutet, dass bei einer ein Prozent Zinserhöhung ein Wertrückgang von weniger als 10 Prozentpunkte zu erwarten ist.

MEHR ILLIQUIDERE VERANLAGUNGEN

Hinzu kommt ein weiterer Trend. Die Bedeutung von illiquideren Veranlagungen steigt. Der Anteil von Beteiligungen, Immobilien und Darlehen an der Asset Allokation hat sich von 28 Prozent im zweiten Quartal 2019 auf 41 Prozent im zweiten Quartal 2025 erhöht. Dies kann durch die Suche nach Rendite im Niedrigzinsumfeld, die Volatilität an den Kapitalmärkten aber auch durch internationale Trends erklärt werden. Die Liquid asset ratio liegt im Median bei 44 Prozent. Das Wachstum in den private credit- und private equity-Märkten rückt nun stärker in den Fokus der europäischen Aufsichtsbehörden; die FMA untersucht die Entwicklung in diesen Segmenten bereits seit 2016.

Anders sieht es beim Banken-Exposure der Versicherer im Direktbestand aus. Dieser ist in den vergangenen zehn Jahren um etwa ein Drittel zurückgegangen (von 24,6 Milliarden Euro im ersten Quartal 2016 auf 17,2 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2025 exklusive fonds- und indexgebundener Lebensversicherung). Knapp die Hälfte des Banken-Exposure (8,5 Milliarden Euro) entfällt aktuell auf österrreichische Banken. Das Exposure zu bail-in-fähigen Vermögenswerten mit Gläubigerbeteiligung im Konkursfall ist zuletzt um etwa 42 Prozent gestiegen (von 4,3 Milliarden Euro in zweiten Quartal 2024 auf 6,1 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2025 inklusive fonds- und indexgebundener Lebensversicherung). Knapp zwei Drittel des höheren Volumens ist auf Exposure zu österreichischen Banken zurückzuführen.

Und wie sieht es mit Nachhaltigkeit aus? Der klimarelevante Anteil an den Vermögenswerten der Versicherungen macht etwa ein Viertel des Portfolios aus und besteht überwiegend aus Investitionen in den Sektoren Energieerzeugung und Immobilien. Die Top-down-Klimastresstests, die die FMA regelmäßig seit 2019 durchführt, zeigen bei einem Sektorenvergleich zwischen Versicherungen, Pensionskassen und betrieblichen Vorsorgekassen, dass die Versicherungen im Basisszenario (das einen reibungslosen grünen Übergang zu einer CO2-Reduktion um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 widerspiegelt) sowie dem ersten adversen Szenario die geringsten negativen Wertänderungen aufweisen.

Die gesamte Studie finden Sie hier: https://www.fma.gv.at/wp-content/plugins/dw-fma/download.php?d=7697&nonce=27a4a300b49affd7