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Private Equity im Fokus

November 2025
Wie eine neue Regulierung in der EU auch Privatanlegern ein Investment in Private Equity ermöglicht, erklärt Norbert Prenner, Schoellerbank.
Schoellerbank
Norbert Prenner, Schoellerbank

Renditestarke Anlageformen wie Private Equity rücken zunehmend in den Fokus privater Anleger: Was früher institutionellen Investoren vorbehalten war, wird dank neuer regulatorischer Rahmenbedingungen nun breiteren Zielgruppen zugänglich, erläutert Norbert Prenner, Head of Advisory Experts Schoellerbank. Eine Investition in nicht börsennotierte Unternehmen, in sogenanntes Private Equity, war viele Jahre lang lediglich einem sehr eingeschränkten Investorenkreis möglich. Das lag einerseits an den dafür nötigen Kapitalmitteln, die meist in höheren Millionenbeträgen nötig waren, andererseits an rechtlichen Rahmenbedingungen (z. B. AIFM-Regulative), die dafür sorgten, dass Kleinanleger keinen Zugang zu diesen Investments hatten. Gemäß einer aktuellen Analyse von Preqin sind Family Offices, Pensionsfonds, Banken und Stiftungen die größten Investoren in die Assetklasse Private Equity.

Angesichts der Tatsache, dass rund 88 Prozent der globalen Unternehmen mit einem Umsatz größer 100 Millionen Euro nicht börsennotiert sind und lediglich in 12 Prozent mittels Aktieninvestments investiert werden kann (Quelle: Capital IQ / BlackRock 31.12.2023), wird deutlich, dass der Bereich der „Private Markets“ – wie Anlagen in nicht börsennotierten Märkten auch oft genannt werden –, deutlich größer als das bekannte Aktienuniversum ist. Diesbezüglich schlummern in diesem Bereich viele Chancen, aber naturgemäß auch zahlreiche Risiken. Professionell agierende Unternehmen sind dort sehr aktiv und bieten seit vielen Jahren Investitionsmöglichkeiten, die der breiten Öffentlichkeit in der Vergangenheit unzugänglich waren.

Anders als aktive Fondsmanager, die in Aktien oder Anleihen investieren, ist die Tätigkeit von Investment-Manager eines Private-Equity-Fonds deutlich differenzierter und mit spezifischem, oftmals operativem Aufwand verbunden. Zunächst gilt es, den Zugang zu nicht börsennotierten Unternehmen zu erlangen und sich dort einkaufen zu können. Danach ist ein breites Management-Know-how und Netzwerk nötig, um das Unternehmen weiterzuentwickeln. Zu guter Letzt braucht es Expertise auf Eigentümerseite, um sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen.

Das kann einerseits durch einen Börsengang, durch einen Weiterverkauf der Anteile an andere Unternehmen, einen Management-Buy-out oder über Rückkaufmaßnahmen der bestehenden Anteilseigner:innen erfolgen. Für alle diese Szenarien benötigt es Fachwissen, die Private-Equity-Manager mitbringen sollten. Das ist im Übrigen auch der Grund, warum solche Private-Equity-Investments hinsichtlich der Management-Fee meist kostenintensiver als herkömmliche Investmentfonds ausgestaltet sind. Zudem gibt es auch eine Gewinnbeteiligung des Managements, wenn erfolgreiche Transaktionen umgesetzt werden können.

UNTERSCHIEDLICHE PHASEN

Da ein Investment in nicht börsennotierte Unternehmen in verschiedenen Wachstumsphasen erfolgen kann, wird im Fachjargon auch von Venture Capital (für frühe Phasen der Unternehmensgründung), von Growth Capital (für weiteres Unternehmenswachstum) oder von Buy-out-Investment (wenn der Gang zur Börse angestrebt wird) gesprochen. Alle diese Phasen haben ein sehr unterschiedliches Risikoprofil und benötigen spezielles Know-how seitens der Manager. Dass die verschiedenen Investitionsphasen auch unterschiedliche Risikoparameter aufweisen, versteht sich von selbst.

Junge Unternehmen bzw. „Start-ups“ haben ein deutlich größeres Risiko, nicht beständig auf dem Markt zu bleiben als etablierte umsatzstarke Unternehmen, die beispielsweise andere Kontinente oder Regionen erschließen möchten. Daher ist die Aussicht auf eine sehr hohe Performance bei jungen Unternehmen deutlich größer als bei etablierten Unternehmen, die einen weiteren Wachstumspfad erschließen. Demgegenüber ist aber auch ein deutlich höheres Risiko bei jungen Unternehmen gegeben, nicht längerfristig auf Markt zu bestehen. Durch die Größe des Marktes und die verschiedenen Investitionsphasen war und ist ein Investment in Private Equity in jedem Fall ein weiterer Baustein für eine breitere Diversifikation eines Investment-Portfolios.

WIE ELTIF DEN MARKT VERÄNDERT

Mitte 2013 wurde auf europäischer Ebene ein neuer einheitlicher Rechtsrahmen für langfristige Investmentfonds vorgestellt. Ziel der ELTIF-Regulative (European Long Term Investment Fund) war, Investitionen in die Realwirtschaft zu fördern und MiFID-Privatanlegern den Zugang zu Investitionsmöglichkeiten in den „Privaten Märkten“ zu ermöglichen. Damit konnten vorerst nur qualifizierte Anleger in die gleichen Investments investieren, welche zuvor nur institutionellen Anleger vorbehalten waren.

Private Investitionen hatten nun auch für qualifizierte Privatanleger das Potenzial, höhere Renditen, eine Diversifizierung des Portfolios und den Zugang zu einzigartigen Investitionsmöglichkeiten zu bieten. Die ELTIF-Verordnung 1.0 wurde aber lediglich bei 90 Investments in vier EU-Mitgliedstaaten umgesetzt (Quelle: Dr. Helmut Moritz „ELTIF 2.0: Eine attraktive Anlageform für Privatanleger?“). Auch wenn das Ziel war, einen Schutz für Kleinanleger zu bieten und bestimmte Anlagekriterien und -beschränkungen vorzuschreiben, war der Erfolg überschaubar. Die wesentlichsten Beschränkungen bestehen im Bereich der Fremdkapitalaufnahme, der Anlagekonzentration und der Art der Anlagen (Quelle: Goldman Sachs Asset Management – April 2024).

Seit Jänner 2024 ist eine überarbeitete Version der Long-Term Investment Funds, die sogenannte ELTIF-2.0-Regulierung, in Kraft, bei der die bisherige Regulierung zu Private Equity Investments deutlich flexibler ausgestaltet wurde. Langfristig können nun auch Privatanleger in illiquide Vermögensanlagen investieren, da die neue ELTIF-2.0-Regulative die Lücke zwischen traditionellen Investmentfonds und Private-Equity-Fonds geschlossen hat. Diesbezüglich ist die Assetklasse der Private-Equity-Investments nun niederschwelliger zugänglich und es gibt bereits erste Investmentmöglichkeiten in diesem Bereich. Erste Anlageangebote beschränkten sich auf ELTIFs 2.0 mit einer fixen längerfristigen Laufzeit, wenngleich derzeit die Schoellerbank ein erstes Anlageangebot bietet, das bereits nach zwei Jahren erstmalig wieder veräußert werden kann. Diese „Evergreen-Struktur“ bietet vorsichtigen Investoren die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt einzusteigen.

Wie ein herkömmlicher Investmentfonds wird ein ELTIF 2.0 mittlerweile auch als Investment angeboten, welches zwar nicht täglich liquide ist, jedoch bereits mit einer offenen Laufzeit und einer möglichen Handelbarkeit ausgestaltet ist. Diese sogenannte Evergreen-Struktur bietet Investor die Chance, sich schon nach mittlerer Haltedauer von dem Investment zu trennen bzw. bereits in laufende Private-Equity-Investments einzusteigen. Durch die offene Laufzeit ist es wie ein flexibles Anlageinstrument zu sehen, welches nach definierten Anlagefristen wieder verkauft werden kann. Hinzu kommt, dass die angebotenen ELTIFs bereits mit 10.000 Euro als Investition gezeichnet werden können. Somit steht diese Assetklasse nun einem breiten Investoren-Publikum offen, das sich dem Thema „nicht-börsennotierte Anlagen“ auf professionelle Art und Weise zur Beimischung nähern möchte.

Für den Erfolg sind letztendlich die Anbieter mit dem verfügbaren Know-how von zentraler Bedeutung. In der Regel sind es große renommierte Anbieter, die die nötigen Ressourcen aufbieten können, um das nötige Wissen und die organisatorischen sowie administrativen Voraussetzungen vorzuhalten. In Kooperation mit BlackRock, einem der weltweit führenden Fondsanbieter, eröffnet die Schoellerbank ihren Kunden den Zugang zu dieser attraktiven Assetklasse. BlackRock verwaltet über 450 Milliarden US-Dollar im Bereich Private Markets und ist einer der größten und erfahrensten Anbieter weltweit.

RICHTIGE AUSWAHL

Ist die Entscheidung für eine Beimischung von Private Equity bzw. Private Markets Investments für das Portfolio getroffen, so ist die nächste Herausforderung, das richtige Investment zu wählen. Derzeit ist es vielleicht eine noch recht einfache Aufgabe, da es in Österreich sehr wenige Anbieter gibt, die Private-Equity-Investments in Form eines ELTIF 2.0 anbieten. Jedoch ist davon auszugehen, dass dieses Segment in den kommenden Jahren deutlich wachsen wird und es immer mehr Investmentmöglichkeiten gibt.

Einerseits sollte vor jedem Investment ein Blick auf den bisherigen „Track-Rekord“ bzw. den Veranlagungserfolg in der Vergangenheit geworfen werden. Professionelle Manager:innen zeigen ihre „Erfolgsbilanz“ und die über die letzten Investments erzielten Renditen. Andererseits sollte auch das Investmenthaus und dessen Mitarbeiterzahl eine Rolle spielen. Großen renommierten Häusern mit einer entsprechenden Kapazität ist es eher zuzutrauen, die nötige Expertise vorzuhalten als kleinteiligeren Unternehmen. Schlussendlich sollte auch die geplante Investitionsstrategie in den Mittelpunkt gerückt werden: Wird ein breites diversifiziertes internationales Investmentportfolio mit unterschiedlichen Themen wie Private Equity, Private Credit und Real Assets bzw. Infrastruktur angeboten oder ist es ein sehr spezielles „Start-Up-Portfolio“ mit wenigen Unternehmen? Letztlich erfordert eine Veranlagung in Private-Equity-Investments auch Vertrauen in die zukünftige Entwicklung der Investments sowie in die Expertise der Manager.

FAZIT

Investitionen in Private Equity waren bisher nur einem kleinen Anlegerkreis vorbehalten. Das hat sich durch die Einführung der ELTIF-2.0-Regulierung geändert. Nun können auch Kleinanleger in diese Assetklasse investieren. Auch wenn das aktuelle Markt-Angebot noch sehr überschaubar ist, ist künftig mit einer wachsenden Zahl von Anbietern und vielfältigeren Produktlösungen zu rechnen. Anleger sollten sich umfassend informieren und auf Ausstattungsmerkmale des Investments, die Expertise des Managements und jene des Anbieters sowie auf die Struktur der Anlage achten.