Auf den ersten Blick sind Anleihen simpel: Anleger lukrieren einen jährlichen Zinsertrag. Beschäftigt man sich aber mit der laufenden Bewertung, wird es schon etwas komplizierter, mahnt Harald Besser, Geschäftsführer der Kathrein Capital Management (KCM). Hierbei spielen vor allem die Laufzeiten eine Rolle, und diese können von einigen Monaten bis zu 10 Jahren oder oft auch 30 Jahren variieren, in manchen Fällen sogar 100 oder unbegrenzt (sogenannte „Perpetual Bonds“). Nun sind Staatsanleihen der entwickelten Länder zwar eines der sichersten Investments, doch gibt es selbst hier Risiken: zum Beispiel schlägt hier vor allem das Zinsänderungsrisiko mitunter zu.
Kauft man als privater Anleger Anleihen und hält diese bis zur Endfälligkeit, nimmt man kaum ein Kursrisiko wahr. Allenfalls kann man sich beklagen, dass Renditen höher hätten sein können, hätte man – bei steigenden Zinsen – etwas später gekauft. Hält man nun aber diese Papiere in einem Fonds als Fondsmanager oder als Bank in den Büchern, muss man eine tägliche Bewertung vornehmen. Je länger nun die Laufzeiten sind, umso größer sind Kursabschläge bei steigenden Zinsen. Daher ist es eine wesentliche Aufgabe für Anleihenfondsmanager diese Laufzeitensteuerung gut zu managen.
Als Veranschaulichung lesen Sie ein etwas extremes Beispiel: Im September 2017 begab die Republik Österreich eine 100-jährige Anleihe mit einem Kupon von 2,1 Prozent. Diese Anleihe wurde mit 100 emittiert und stand Ende 2020 bei einem Kurs von 248. Heute kann man sie zu einem Kurs von rund 75 kaufen.
Übrigens haben es die Banken nun ähnlich wie der Privatanleger gemacht und ihre Anleihen in ein sogenanntes HTM (Hold-to Maturity) Portfolio gebucht. Der Vorteil dabei, die tägliche Bewertung, ist nun nicht mehr erforderlich, da diese Anleihen bis zur Endfälligkeit gehalten werden müssen, entfällt nun auch der Ausweis der „temporären“ Verluste – allerdings verliert man damit Liquidität. Bei Anleihefonds ist dieser Trick nicht möglich, umso wichtiger ist es daher, die Laufzeiten der Fondsbestandsteile aktiv zu managen. Bei Kathrein legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Laufzeitensteuerung und haben das sogenannte Durationmanagement (Laufzeitensteuerung) über viele Jahre verfeinert.