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Rohstoffgewinnung im Zeichen der Transformation

Oktober 2025
von Dieter Aigner, Geschäftsführer und CSIO bei Raiffeisen Capital Management*
RCM
Dieter Aigner, Raiffeisen Capital Management

Rohstoffe sind seit Jahrtausenden die Basis der Wertschöpfungskette unserer industrialisierten Welt. Mit wachsender Weltbevölkerung und steigenden Erwartungen an den Lebensstandard benötigen wir allerdings eine Energiewende und mehr Transformation, was direkte Auswirkungen auf die Rohstoffgewinnung hat. Raiffeisen Capital Management prüft im Rahmen der Investments auch die Chancen für nachhaltige Veranlagungen im Rohstoffsektor. 

DREI TRENDS IM FOKUS

Die Rohstoffgewinnung ist oft ein Thema der Entwicklungs- und Schwellenländer, aber der Klimawandel kennt keine Landesgrenzen. Deshalb beschäftigen wir uns intensiv mit der Materie. Unsere Arbeitsgruppe, die sich mit dem Zukunfts-Thema „Rohstoffe“ auseinandersetzt, hat im Rahmen ihrer Analysen drei Trends identifiziert:

Erstens: Die Weltbevölkerung wächst in Städten, die Infrastruktur benötigen. Beton, Stahl, Aluminium und Kupfer spielen hier eine entscheidende Rolle. Die Urbanisierung wird ein Wachstumstreiber sein. Zweitens: Da Rohstoffe knapp sind, spielt auch die Kreislaufwirtschaft im Rohstoffbereich, einschließlich des Recyclings von Grundstoffen und Hilfsstoffen wie Wasser, eine wichtige Rolle. Drittens: Die globale Energiewende erhöht die Nachfrage nach Rohstoffen wie Kupfer, Kobalt und Lithium. Diese sind entscheidend für das Gelingen der Energiewende und den Klimaschutz. 

Alle drei Trends haben großen Einfluss auf den Rohstoffbereich. Im Vormarsch ist der Baustoff Holz, eine interessante Alternative zu Beton. Ein nachwachsender Rohstoff, der im richtigen Einsatz haltbar, leicht, erdbebenbeständig und oft regional verfügbar ist. Stahl ist weltweit standardisiert, die Art der Herstellung unterscheidet sich aber aus ESG-Sicht beträchtlich. Die Firmen, die Stahl in ihrem Produktionsprozess verwenden und in die wir investieren, müssen sich da oft viele Fragen gefallen lassen: Wo wird der Stahl bezogen? Nach welchen Verfahren wird er erzeugt und woher wird das Erz geliefert? Auch hier spielt der Recycling-Anteil eine wesentliche Rolle. 

Genau hinschauen

Besonders spannend ist die Beurteilung von Rohstoffen, die kritisch für die Energiewende sind. Windturbinen benötigen neben Beton und Stahl auch Aluminium und Kupfer. Kobalt, ein „Greenabler“, ist ebenfalls wichtig, aber der Abbau im Kongo ist problematisch. Wir hinterfragen die Herkunft des Kobalts und bevorzugen Quellen aus Kanada oder Australien. Andere „Greenabler“ sind Kupfer und Lithium, die für Netzinfrastruktur und Speicherkapazitäten benötigt werden. Der Kupferabbau belastet Böden und benötigt viel Wasser, was Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung hat. ESG-Investoren müssen genau hinschauen, wie Kupfer erzeugt wird.

LÖSUNGSWEGE AUFZEIGEN

Recycling ist ein investmentrelevantes Thema, das auch die Rohstoffe Mangan, Molybdän, Nickel, Platin, Zink, Chrom, Blei, Graphit, Holz, Eisenerz, Zement und Wasser betrifft. Die Arbeitsgruppe „Rohstoffe“ beleuchtet jeden Rohstoff im Detail, einschließlich Vorkommen, Verwendungszweck, Herstellung, Recyclingmöglichkeiten und Substituierbarkeit und erstellt Factsheets. Die ESG-Risiken jedes Rohstoffes werden erhoben und Lösungswege zu verantwortungsvoller Rohstoffgewinnung aufgezeigt. Bei der Interaktion mit Unternehmen greifen wir auf einen Engagement-Leitfaden zurück, mit dem wir die richtigen und wichtigen Fragen stellen. Wir sehen unseren transparenten, nachvollziehbaren und verantwortungsvollen Investmentprozess für den Rohstoffsektor als wichtigen Beitrag zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen.

* Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H.