Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump bleibt ein Unsicherheitsfaktor für die Weltwirtschaft. Obwohl sich die Finanzmärkte wieder stabilisiert haben, müssen sich Anleger auch im zweiten Halbjahr 2025 auf ein weiterhin schwieriges Umfeld einstellen, betonen die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking in ihrem jüngsten Marktkommentar.
Möglicherweise bringt dieses Jahr sogar eine Wende hinsichtlich der starken Dominanz der US-Kapitalmärkte. Nachdem die Börsen im Februar Höchststände erreicht hatten, folgte ein markanter Rückschlag – insbesondere rund um den „Liberation Day“ am 2. April, als Trump exorbitant hohe Zölle für sehr viele Länder ankündigte. Die Mehrheit der Marktteilnehmer geht aber zwischenzeitlich wohl davon aus, dass Trumps Ziel nicht darin bestehen kann, möglichst hohe Zölle für Importe zu verlangen und damit sowohl die US-Wirtschaft als auch die Aktienmärkte an die Wand zu fahren. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Trump als jener Präsident in die Geschichte eingehen möchte, der den größten Kurseinbruch seit der Finanzkrise 2008/2009 zu verantworten hat.
Vielmehr setzt sich vermehrt die Meinung durch, dass der US-Präsident eine Art Verhandlungstaktik verfolgt. Somit sind die Märkte schwer zu prognostizieren, da sie weiterhin auf seine Äußerungen reagieren werden. Allerdings dürfte sich eine gewisse Gewöhnung und eine Portion Pragmatismus im Umgang mit dieser Unberechenbarkeit eingestellt haben.
Das Thema Zölle ist somit nach wie vor nicht vom Tisch. Anfang Juli läuft der 90-tägige Aufschub der Zölle gegenüber der EU aus und auch bei der vorläufigen Einigung zwischen China und den USA sind noch viele Detailfragen offen. Daher ist es naheliegend, dass in den Sommermonaten neue Entwicklungen eintreten werden.
RISIKOAPPETIT NIMMT WIEDER ZU
Trotz weiterhin bestehender Unsicherheit wagen sich die Anleger:innen wieder aus der Deckung – das Schlimmste für die Weltwirtschaft scheint abgewendet zu sein. Gleichzeitig fielen die Unternehmensergebnisse im ersten Quartal besser als erwartet aus. Währenddessen sendet die US-Wirtschaft bereits Signale der Abkühlung aus und auch die Konjunkturaussichten für den Rest der Welt werden verhaltener. Dass allerdings die Zölle nach wie vor spürbar höher sind als vor dem 2. April und der Protektionismus weltweit auf dem Vormarsch ist, ignorieren die Börsen derzeit. Auch die Gefahr, die von der „One Big Beautiful Bill“ ausgeht, die Steuererleichterungen und eine damit verbundene signifikant höhere US-Staatsverschuldung – womit strukturell höhere Zinsen drohen – vorsieht, ist zuletzt etwas in den Hintergrund getreten. Kurzum: An den Finanzmärkten heißt es derzeit wieder Risk on.
Zumal die globalen Investor:innen eine „alte“ Region wieder neu entdeckt haben: Europa. Der Trump-Slogan MAGA (Make America great again) wurde kurzerhand in MEGA (Make Europe great again) umgewandelt. Europäische Aktien haben zuletzt eine bemerkenswerte Wende hingelegt. Während sich der US-Index S&P 500 seit Jahresbeginn nur um rund 2,25 Prozent verbesserte, legte das europäische Pendant Eurostoxx50 mehr als 10,75 Prozent zu. Aufgrund der aktuellen Dollarschwäche liegt der S&P 500 Index in Euro sogar mit rund 8,4 Prozent im Minus (Daten seit Jahresbeginn per 13.06.2025).
Milliardenbeträge strömen in europäische Aktien, während US-Titel Mittelabflüsse verzeichnen. Neben der politischen Stabilität und der damit verbundenen rechtlichen Sicherheit für Unternehmen punkten die Europäischen Aktien mit vergleichsweise günstigen Bewertungen (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Auch die Lösung der Schuldenbremse in Deutschland und die geplanten milliardenschweren Ausgaben für Infrastruktur und Rüstung haben das positive Momentum für Europa verstärkt.
USA AUF VERLIERERPOSTEN?
Sollte 2025 wirklich zu einem der seltenen Jahre werden, in denen Europa die USA an den Aktienmärkten hinter sich lassen kann? Auch wenn sich die Bedingungen für Innovationen und Kreativität als Folge der Trump-Politik verschlechtern, dürfte der Vorsprung von US-Firmen gerade im Technologiebereich für Jahre unaufholbar bleiben. Zwar hat auch Europa Unternehmen in Zukunftssektoren wie erneuerbare Energien oder Medizintechnik, zudem attraktive Luxusmarken, die von der expansiveren Fiskalpolitik und niedrigeren Zinsen profitieren könnten. Die Qualität der Geschäftsmodelle und die Innovations-Pipelines sprechen aber derzeit noch für amerikanische Unternehmen.
Die Entwicklungen im Jahr 2025 haben Zweifel an der fortgesetzten Dominanz der US-amerikanischen Kapitalmärkte aufgeworfen. Von zollbedingter Unsicherheit bis hin zu Veränderungen in der globalen Politiklandschaft – die Belastungsfaktoren für US-Vermögenswerte haben zugenommen.