Startseite » Private Banking » Vorsichtige Positionierung

Vorsichtige Positionierung

Mai 2025
Unternehmen halten sich mit Prognosen zu künftigen Entwicklungen aufgrund des US-Handelskonflikts vermehrt zurück, betont Josef Stadler, Kathrein Privatbank. Stadler lässt in den Portfolios deshalb mehr Vorsicht walten.
Kathrein Privatbank
Josef Stadler, Kathrein Privatbank

Die Berichtssaison des 1. Quartals ist weit fortgeschritten. Auf den ersten Blick scheint noch alles ruhig zu sein und die Ergebnisse weichen nicht stark von den vergangenen Quartalen ab. Wenn man die Situation aber genauer analysiert, lässt sich erkennen, dass der Zoll-Tsunami von US-Präsidenten Donald Trump bereits erste Spuren hinterlassen hat.

Wir werfen einen Blick auf die Ergebnisse des 1. Quartals und stellen fest, dass Unsicherheit und Volatilität an den Ausblicken deutlich festgemacht werden können. Daher sind wir in unserer Positionierung vorsichtiger geworden. Mehr als 90 Prozent der S&P 500 Unternehmen haben ihre Ergebnisse für das erste Quartal 2025 inzwischen veröffentlicht. In Europa sind es rund 75 Prozent der Unternehmen im STOXX Europe 600 Index. Zusammenfassend könnte man sagen, dass die Ergebnisse kaum von den Berichtssaisonveröffentlichungen der Vorquartale abweichen.

Die Gewinne in den USA sind im Jahresvergleich (erstes Quartal 2025 versus erstes Quartal 2024) um rund 12 Prozent gestiegen, während sie in Europa um rund zwei Prozent tiefer lagen. Insgesamt 77 Prozent der US-Unternehmen, die bisher berichtet haben, konnten die Gewinnerwartungen übertreffen. In Europa waren es hingegen nur rund 60 Prozent (Quelle: Bloomberg, 15. 5. 2025). Das sind ähnliche Trefferquoten wie in der Vergangenheit.

VERBLASSENDER GLANZ

Auf Sektorenebene fiel das Gewinnwachstum vor allem bei den Kommunikations-Dienstleistern im IT-Bereich und den Pharmaunternehmen sehr stark aus. Das Wachstum bei den „Magnificent Seven“ (der nach Marktkapitalisierung größten US-Technologieunternehmen) lag im ersten Quartal 2025 im Vergleich zu den restlichen S&P 500 Unternehmen immer noch rund 20 Prozent höher. Vor einem Jahr war dieser Unterschied allerdings noch bei mehr als 50 Prozent (Quelle: Bloomberg, 15. 5. 2025).

Wenig überraschend war, dass das Wachstum im Energiesektor sowohl in den USA als auch in Europa sich stark negativ zeigte. In Europa war zudem das Negativwachstum im wichtigen Automobilsektor ein Hemmschuh im Hinblick auf die Gewinnentwicklung.

Auffällig ist jedenfalls die Tatsache, dass die Reaktion auf positive Gewinn-Überraschungen im Median mit einem Kursplus (relativ zur Marktbewegung) von +0,3 Prozent bescheiden ausfiel. Negative Gewinnüberraschungen wurden im Median hingegen mit einem Kursrückgang von -2,4 Prozent (relativ zum Markt) stärker abgestraft (Quelle: Bloomberg, 15. 5. 2025). Investoren reagieren bei positiven Überraschungen zurückhaltender und bei negativen Ereignissen nervöser als in der Vergangenheit.

Der von Trump initiierte Handelsstreit sorgte zuletzt nicht nur für Volatilität an den ohnehin nervösen Finanzmärkten, sondern beeinflusste auch die laufende Berichtssaison. Die wenigsten Unternehmen trauen sich im aktuellen Umfeld einen halbwegs aussagekräftigen Ausblick zu, was das Leben der Analysten schwieriger machen wird.

SCHWANKENDE PROGNOSEN

Denn von den Analysten wird erwartet, dass sie weiterhin ihre Gewinnschätzungen für die Unternehmen veröffentlichen. Es ist davon auszugehen, dass diese stärker als in der Vergangenheit schwanken und manche Analysten länger brauchen werden, um ihr Zahlenwerk zu veröffentlichen. Wir bei Kathrein Privatbank vertrauen auf qualitätsgeprüfte Analysten und achten bei der Titelauswahl auf die Aktualität der Gewinnschätzungen.

Auch wenn die Berichtssaison noch wenig negative Überraschungen gebracht hat (man darf nicht vergessen, dass die Auswirkungen der US-Zollpolitik darin noch nicht abgebildet ist), werden zwei Aspekte deutlich:

– Die Unsicherheit rund um Trumps Zollpolitik stellt ein wesentliches Problem für die Unternehmen dar.

– Die Anleger sind weniger euphorisch geworden und positive Gewinnüberraschungen lassen sie kalt.

Wir sind in unserer Positionierung vorsichtiger geworden, da die Unsicherheiten weiter zugenommen haben und sich auch die Stimmung an den Märkten eingetrübt hat.