US-Präsident Donald Trump hat viele seiner jüngsten Zollerhöhungen ausgesetzt. Für Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam, spielten die Marktreaktionen dabei eine entscheidende Rolle, wie er in seinem aktuellen Kommentar erläutert:
Der Handelskrieg ist nicht vorbei. Was US-Präsident Donald Trump getan hat, war lediglich ein taktischer Rückzug. Wir standen kurz vor einem ‚Liz Truss‘-Szenario. Deshalb hat die Trump-Regierung ihren Kurs geändert. Der Ausverkauf am Anleihemarkt war ein echtes Warnsignal, das den Stress der Hedgefonds und die erheblichen Verkäufe asiatischer Anleger offenbarte. Wir dürfen nicht vergessen, dass die USA massive Schulden refinanzieren müssen.
Die gleichzeitigen Verluste bei Risikoanlagen und Staatsanleihen sind ungewöhnlich. Vor allem zwei Gründe scheinen dafür verantwortlich zu sein: die Auflösung von ‚Basis Trades‘ und die gestiegene Nachfrage nach Cash. Ein weiterer Aspekt, der von einigen Beobachtern angeführt wird – und der überprüft werden muss, sobald Daten zu den Kapitalströmen vorliegen –, ist eine möglicher Rückzug ausländischer Anleger von den US-Anleihemärkten im Rahmen der geografischen Diversifizierung.
Der Rückgang des US-Dollars erhöht den Druck auf diese Anlagen noch weiter: Gegen das Währungsrisiko abgesicherte US-Staatsanleihen rentieren 0,5 Prozentpunkte bis 1 Prozentpunkt niedriger als vergleichbare europäische Staatspapiere.
Die USA sind jedoch nach wie vor die größte Volkswirtschaft der Welt und verfügen über den weltweit liquidesten Anleihemarkt: Dass der Status von US-Treasuries als sicherer Hafen infrage gestellt wird, ist eine entfernte Möglichkeit. Sie würde sich aus anhaltenden Veränderungen der Kapitalströme ergeben, die durch das Risiko eines ‚Liz Truss‘-Szenarios angeheizt werden – einem Vertrauensverlust in die Fähigkeit der US-Regierung, ihre Schulden zurückzuzahlen, der einen Zusammenbruch der Anleihemärkte auslösen würde.
Der US Credit-Default-Swap, die Versicherung gegen das Ausfallrisiko von US-Schulden, ist damit seit dem Amtsantritt von Donald Trump um 10 Basispunkte gestiegen.