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Was Währungen beeinflusst

September 2025
Welche Folgen die jüngsten fiskal- und handelspolitischen Entwicklungen auf das globale Währungssystem haben, erläutern die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking.
Steiermärkische Sparkasse
Alexander Eberan (li.); Karl Freidl (re.); Steiermärkische Sparkasse

Der US-Dollar ist mehr als nur Geld – er ist ein Symbol für das Vertrauen in die USA und ihre Macht. Solange die USA wirtschaftlich, politisch und militärisch stark sind, wird der Dollar die Weltwährung Nummer Eins bleiben. Die von Unsicherheit geprägte Wirtschaftspolitik von Präsident Donald Trump hat allerdings unmittelbare Auswirkungen auf die US-amerikanische Währung und wirft Fragen nach deren Zukunft auf. Der Euro gewinnt an Stärke und langfristig könnten neue Player wie China oder digitale Zentralbankwährungen Verschiebungen bewirken, erläutern die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking im jüngsten Marktkommentar.

Währungen sind mehr als nur ein Zahlungsmittel – sie sind ein Spiegel der wirtschaftlichen Stärke, der politischen Stabilität und des Vertrauens in ein Land. Der Wechselkurs einer Währung beeinflusst Handel, Investitionen und das Wohlstandsniveau einer Gesellschaft. Länder mit robusten Wachstumsraten, soliden Haushalten und somit einer stabilen Zinspolitik haben tendenziell starke Währungen. Kriege, Sanktionen oder politische Krisen führen zu Kapitalflucht, wie man am Beispiel des Rubel-Verfalls nach den Sanktionen gegen Russland sah. Eine spezielle Stellung haben so genannte „Petro-Währungen“ wie der kanadische Dollar oder die norwegische Krone, die stark mit Öl- und Gaspreisen schwanken. Krypto & Digitalwährungen spielen derzeit noch keine Rolle als stabile Zahlungsmittel, dienen aber als Spekulations- und Inflationsschutz. Zentralbanken arbeiten an so genannten CBDCs (Central Bank Digital Currencies), um digitale Zahlungen staatlich abzusichern. Beispiele sind der e-Yuan oder der Digital-Euro.

SICHERER HAFEN

Rund 60 Prozent der weltweiten Devisenreserven werden im US-Dollar gehalten. Der Greenback gilt trotz seines jüngsten Kursrückganges im Jahr 2025 immer noch als „sicherer Hafen“ und dominiert den Welthandel, so notiert zum Beispiel der Ölpreis in Dollar. Rund die Hälfte aller internationalen Handelsgeschäfte werden in US-Dollar abgewickelt. Die hohe Nachfrage nach dem Dollar ermöglicht es den USA, sich zu günstigen Kosten zu verschulden und ihre Währung als Instrument in der Außenpolitik einzusetzen.

Die zweitwichtigste Währung mit starker Bedeutung für Europa und Teile Afrikas ist der Euro, der derzeit von diversen politischer Entscheidungen in der EU und der Dollarschwäche profitiert , gleichzeitig aber immer noch unter der politisch uneinheitlichen EU-Fiskalpolitik und der mangelnden Integration eines gemeinsamen EU-Marktes leidet. Der chinesische Yuan gewinnt sehr langsam an Bedeutung, sein Anteil bei den weltweiten Reserven liegt noch unter fünf Prozent. Kapitalkontrollen, eine fehlende Transparenz und die eingeschränkte Konvertibilität bremsen die Verbreitung. Der japanische Yen und das britische Pfund werden zwar als Reserve- und Handelswährungen genutzt, haben aber weniger globale Reichweite.

Mittlerweile mehren sich beharrlich die Stimmen, der Greenback sei dabei, seinen Zenit als Leitwährung zu überschreiten. Die derzeitige Abwertung des US-Dollars ist das Ergebnis eines überaus komplexen Zusammenspiels. Ein zentraler Treiber ist die Einführung hoher Importzölle unter der Regierung Trump. Dies belastet die internationalen Handelsbeziehungen und könnte mittelfristig auch die US-Inflation antreiben, dadurch die Konsumstimmung in den USA dämpfen und in weiterer Folge die US-Wirtschaft schwächen. Hinzu kommt eine zunehmende Unsicherheit über die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed.

Spekulationen über eine politisch motivierte Neubesetzung der Fed-Führung haben die Erwartung baldiger Zinssenkungen verstärkt. Die Aussicht auf eine lockerere Geldpolitik hat den US-Dollar zusätzlich geschwächt, da sinkende Zinsen die Attraktivität von US-Anlagen mindern und dadurch Kapitalabflüsse begünstigen. Auch die Ausweitung der Staatsverschuldung durch Steuerreformen und erhöhte Ausgaben werden die Kreditwürdigkeit der USA nachhaltig negativ beeinträchtigen und führen zu einer schleichenden Kapitalflucht aus US-Vermögenswerten. Ein weiterer Aspekt ist die strategische Abwertung des Dollars, die von Teilen der US-Regierung aktiv angestrebt wird, um die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte zu erhöhen. Diese Politik wird von den Märkten mehrheitlich als riskant wahrgenommen, da sie die Rolle des Dollars als stabile Reservewährung infrage stellt.

EUROPAS EIGENER WEG

Während der US-Dollar unter protektionistischen Maßnahmen und politischer Unsicherheit leidet, gewinnt der Euro an Vertrauen und Attraktivität – nicht zuletzt durch eine Reihe strategischer Entscheidungen und makroökonomischer Entwicklungen innerhalb der Eurozone. Ein wesentlicher Faktor ist die fiskalpolitische Neuausrichtung Europas, insbesondere die massive Aufstockung der Verteidigungsausgaben. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten haben ein Investitionspaket von rund 800 Milliarden Euro beschlossen, das nicht nur sicherheitspolitische Ziele verfolgt, sondern auch als Konjunkturimpuls wirkt.

Diese expansive Fiskalpolitik wird von den Märkten als Zeichen für eine stärkere wirtschaftliche Integration und Handlungsfähigkeit Europas gewertet. Gleichzeitig profitiert der Euro von der als politisch unabhängig eingeschätzten Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die Euro-Stärke wirkt zudem inflationsdämpfend, was der EZB Spielraum verschafft, ihre geldpolitischen Maßnahmen vorsichtig zu dosieren. Die Erwartung, dass die Inflation im Euroraum mittelfristig unter Kontrolle bleibt, stärkt das Vertrauen in die Währung zusätzlich.

Die Folgen sind weitreichend: Alternative „sichere“ Häfen zum Dollar, wie Gold und europäische Staatsanleihen, werden derzeit verstärkt nachgefragt. Aber auch wenn sich aktuell Verschiebungen abzeichnen, bleibt die Dominanz des US-Dollars vorerst bestehen – sie wird jedoch zunehmend hinterfragt. Die Welt bewegt sich langsam in Richtung eines multipolaren Währungssystems, in dem der Dollar zwar weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird, aber nicht mehr unangefochten ist.