Christian Nemeth ist Vorstandsvorsitzender (CEO) und Chefanlagetratege (CIO) bei der Zürcher Kantonalbank Österreich. Im jüngsten Podcast erklärt Nemeth, wieso Anleger im Technologie-Sektor – trotz erfolgreicher Einzeltitel – diversifizieren und auch Europa beachten sollten.
Inhomogene Technologie-Märkte:
„Die Bewegungen auf der Aktienseite sind zuletzt stärker von der Entwicklung der Unternehmensgewinne abhängig gewesen. Sehr viele Unternehmen haben ihre Quartalsergebnisse vorgelegt. Und wenn man sich die USA ansieht, die ja doch der Leitmarkt Nummer eins sind, kann man die Berichtssaison sehr positiv zusammenfassen. Die Bereiche Finanzwerte und Technologie sind die Zugpferde gewesen. Technologie ist ja immer wieder in aller Munde in den letzten Quartalen, hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Thema Künstliche Intelligenz. Größter Proponent ist im Moment Nvidia, und hierbei geht es nicht um die Erwartungshaltung, sondern es bestätigt sich sowohl im Umsatz- als auch in Gewinnzahlen: Das Unternehmen entwickelt sich enorm. Nvidia hat sich im heurigen Jahr mehr als verdoppelt, also über 100 Prozent Plus gemacht. Nvidia macht im Moment vieles richtig, und das treibt den ganzen Tech-Sektor. Aber man muss hier aufpassen.
Auch im Tech-Sektor Sektor gibt es mittlerweile eine größere Spreizung. Mit Tesla wäre man im heurigen Jahr fast um ein Drittel ärmer geworden. Apple ist praktisch unverändert, und die anderen Unternehmen liegen irgendwo dazwischen. Im Moment konzentriert sich der Trend auf sehr wenige Titel, und nicht alle sind vergleichbar. Tech ist nicht immer gleich Tech, sondern es geht auch darum, in welcher Branche ich bin. Wo habe ich im Moment ein starkes Momentum, wie eben durch dieses Thema Künstliche Intelligenz? Oder wo habe ich im Moment vielleicht Gegenwind, etwa bei Tesla, das zum ersten Mal Umsatzrückgänge hat und weniger Autos verkauft? Hier kommen dann schon auch unternehmensspezifische Themen dazu.“
Wieso Anleger Europa nicht vernachlässigen sollten:
„In der Vergangenheit hat man immer wieder erhofft, dass Europa ein Hidden Champion ist, und es war immer nur ein sehr kurzes Strohfeuer. Aber im Moment haben wir Europa übergewichtet und bestätigen das auch. Ich habe hier auch nochmals in unseren Daten nachgesehen, um genau zu sein in den Gewinnrevisionsindizes. Die Analysten geben Schätzungen für die Unternehmensgewinne ab, diese werden im Laufe des Jahres angepasst. Im Moment sind die Gewinnrevisionsindizes – sowohl auf einen Monat als auch auf drei Monate gesehen – in der Schweiz und der Eurozone am positivsten. Negativ schaut es im Moment für Japan und Australien aus, Amerika ist relativ stabil und unverändert. Aber die Eurozone und der Schweizer Markt haben im Moment die fundamentale Unterstützung von den Analysten. Das heißt nicht, dass es sich 1:1 in die Kursgewinne übertragen lässt, aber es unterstützt unseren Blickwinkel, dass man Europa nicht vernachlässigen sollte.“
Rebalancing zwischen Growth und Value:
„In unserer Asset Allocation verändert sich relativ wenig. Wir fühlen uns gut aufgehoben und bestätigen die leichte Übergewichtung auf der Aktienseite sowie das leichte Übergewicht in Europa. Wir haben das Verhältnis zwischen den Value- bzw. Growth-Komponenten mehr austariert und ein wenig Rebalancing betrieben, damit wir nicht so abhängig von einem dieser Stile sind. Auf der Anleihenseite sind die Staatsanleihen relativ stabil. Wir haben ein bisschen High Yield, Emerging Markets und Unternehmensanleihen beigemischt, die sind sowieso ein fixer Standteil in unserer Allokation. Es sind Kleinigkeiten, die wir im Portfolio ändern, aber kein grundsätzlicher Shift. Wir steuern lieber mit ruhiger Hand und reißen das Ruder nicht kräftig von A nach B. Und ich glaube, im Moment gibt uns der Erfolg recht.“
Den gesamten Podcast können Sie hier abrufen: https://www.zkb-oe.at/de/kontakt-services/podcast/