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Betrieblich vorsorgen?!

Printausgabe | Dezember 2022
Viele Mittelständler kennen sich nicht aus. Die Politik packt das Thema nicht an. Dabei benötigen Unternehmen dringend neue Instrumente, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
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Die Lage ist bedenklich, aber wenig verwunderlich: Nicht einmal jedes zweite klein- und mittelständische Unternehmen in Österreich ist über die Möglichkeiten der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) informiert und lediglich 23 Prozent nutzen die steuerlichen Vorteile tatsächlich in ihrem Unternehmen. Über diese Ergebnisse einer unter jeweils 200 Unternehmen und Privatpersonen durchgeführten Umfrage informierte kürzlich die VPI Vermögensberatung aus Saalfelden.

Allein ausgehend von diesen aktiven Betrieben setzt gut jeder vierte die Mitarbeitervorsorge nach §3 als personalpolitisches Instrument ein. Eine direkte Leistungszusage an Geschäftsführung bzw. leitende Mitarbeitende gibt es nur bei 19 Prozent. Eine Kollektivversicherung spielt mit einem Anteil von nur zwei Prozent fast keine Rolle. Demgegenüber wird der Gewinnfreibetrag nach §10 EStG mit 36 Prozent am häufigsten genutzt – dies allerdings nicht für den Aufbau einer Altersvorsorge, was mit Blick auf die Gestaltung auch wenig verwundert.

Dabei bietet die bAV für Unternehmen eine Reihe attraktiver Gestaltungsformen, die nicht nur steuerliche Vorteile mit sich bringen, sondern auch personalpolitisch interessant sind. So lässt sich schon unter den heutigen Rahmenbedingungen eine Firmenpension steuerschonend und bei garantierten Leistungen mit dem Ziel umsetzen, engagierte und motivierte Talente langfristig an das Unternehmen zu binden. Hier bräuchte es nicht nur aus Sicht der VPI-Berater weitere attraktive Vorsorgeoptionen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen – denn der geht längst an die ökonomische Substanz.

Fachkräftemangel belastet Wirtschaft

Bereits im Frühjahr 2022 stellte die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY in einer Studie fest, dass es 83 Prozent der hiesigen Unternehmen so schwer wie noch nie fällt, geeignete Fachkräfte zu finden. Betroffen sind fast alle Teile der österreichischen Wirtschaft, besonders stark die Branchen Tourismus, Energie- und Transportwirtschaft und Handel. Als alarmierend ist dabei die Tatsache einzustufen, dass bereits 39 Prozent der Unternehmen aus diesem Grund Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, bei jedem zehnten Betrieb bereits in einem Umfang von über fünf Prozent.

Diese akuten Probleme müssten die Politik eigentlich zum Handeln drängen, das Potenzial der bAV zu nutzen, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. In der Vergangenheit hatten Pensionskassen immer wieder Reformvorschläge gemacht – angefangen bei einer deutlichen Erhöhung der steuerfreien Zukunftssicherung bis hin zur sogenannten Entgeltumwandlung, bei der die betriebliche Vorsorge aus dem Bruttoeinkommen finanziert wird und Arbeitnehmer dadurch anteilig Sozialabgaben und Einkommensteuer sparen. Sicherlich dürfte die Branche ihre Vorschläge mehrfach der Regierung vorgetragen haben, genützt hat es bisher leider nichts.

Dabei sollte eigentlich auch bei den Wirtschafts- und Sozialpolitikern angekommen sein, dass sich qualifizierte Fachkräfte in immer mehr Arbeitsbereichen ihren Arbeitsplatz aussuchen können. Und hier spielt die bAV als Baustein für die Alterssicherung eine zunehmend wichtige Rolle. So bleibt es vorerst weiter an den Vermittlern, wenigstens das bestehende Potenzial in der bAV geschäftlich im Sinne der Arbeitgeber und Mitarbeitenden zu nutzen.