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„Betriebliche Vorsorge ist beliebt“

August 2022
Viele Österreicher erwarten, dass sie allein von ihrer staatlichen Pension nicht gut leben können, sind aber mit der betrieblichen Vorsorge zufrieden und zusehends bereit, Eigenbeiträge zu leisten. Dies zeigt die aktuelle Umfrage von Valida Vorsorge Management. Der Vorstandsvorsitzende, Martin Sardelic, ordnet die Ergebnisse ein und zeigt Reformbedarf des Gesetzgebers auf.
Valida
Martin Sardelic, Valida

FONDS exklusiv: Herr Sardelic, wie hat sich das Bewusstsein in der Bevölkerung für betriebliche Vorsorge nach mehr als zwei Jahren Pandemie verändert?
Martin Sardelic: Wir haben kürzlich zum dritten Mal – nach 2018 und 2020 – das Marktforschungsinstitut Spectra mit der Durchführung einer Studie zum Thema betriebliche Vorsorge beauftragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die betriebliche Vorsorge an Popularität gewonnen hat. Die Zustimmung zu einer verpflichtenden Pensionskassenlösung für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, wie es sie in anderen Ländern bereits gibt, ist auf 68 Prozent gestiegen. Und 30 Prozent geben an, dass finanzielle Vorsorge mit der Pandemie noch wichtiger geworden ist.

Wie bewerten Herr und Frau Österreicher die Höhe ihrer späteren Pension?
M. S.: Beim Ausblick auf die künftige Pension zeigen sich Herr und Frau Österreicher nach wie vor skeptisch. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von heute schätzen den verfügbaren Betrag in der späteren Pension im Schnitt auf EUR 1.310. Sieben von zehn Befragten geben an, von ihrer zukünftigen staatlichen Pension nicht gut leben zu können. Frauen sind hier mit 76 Prozent deutlich pessimistischer als Männer mit 66 Prozent. Die 30- bis 39-Jährigen haben die geringsten Erwartungen an ihre künftigen Pensionen. In dieser Altersgruppe rechnen gut drei von vier Befragten damit, dass die späteren staatlichen Leistungen nicht ausreichen werden.

Welche Konsequenzen ziehen die Befragten daraus mit Blick auf ihre Eigenvorsorge?
M. S.: Erfreulich zu sehen ist, wie groß einerseits die Bedeutung, andererseits auch die Zufriedenheitswerte betreffend betriebliche Vorsorge mittlerweile sind. 89 Prozent bezeichnen betriebliche Vorsorge als sehr wichtig oder wichtig. Die Bereitschaft, auch selbst vorzusorgen ist sehr hoch. Mehr als ein Drittel aller Befragten mit einem Pensionskassenvertrag durch den Arbeitgeber zahlt bereits Eigenbeiträge ein, um die spätere Pension zu erhöhen. 75 Prozent der Beschäftigten, für die ein betriebliches Vorsorgemodell abgeschlossen wurde, sind mit diesem zufrieden bis sehr zufrieden.

Wie ist der Wissensstand über die Abfertigung Neu?
M. S.: Das Wissen über die Verwendungsmöglichkeit der Abfertigung Neu ist durchaus hoch. 57 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist bekannt, dass die Abfertigungsansprüche nicht nur per Einmalzahlung, sondern auch als monatliche Zusatzpension verwendet werden können. Immerhin ein Viertel plant, die Abfertigung Neu als spätere lebenslange, steuerfreie Zusatzpension zu verwenden.

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus den Studienergebnissen, was den gesetzlichen Reformbedarf betrifft?
M.S.: In der Abfertigung Neu wünschen sich die Menschen eine Anpassung an aktuelle Anforderungen. 69 Prozent der Befragten stimmen folgender Forderung zu: „Auszahlungen für Arbeitslose sollten erleichtert werden, wenn es aber nicht zur Arbeitslosigkeit kommt, sollte das Kapital automatisch bis zum Pensionsantritt veranlagt werden.“ Was Pensionskassenlösungen betrifft, so gibt es für die Einführung einer gesetzlichen Verpflichtung sogar eine Zweidrittelmehrheit. Acht von zehn Befragten wünschen sich, dass Eigenbeiträge frei von Lohnsteuer- und Sozialversicherungspflicht, direkt vom Bruttolohn in eine Pensionskasse übertragen werden können.