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Comeback japanischer Aktien

Juli 2023
Was an Nippons Börse derzeit besonders reizt, zeigen die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private-Bankings auf.
Steiermärkische Sparkasse Private Banking
Alexander Eberan (li.), Karl Freidl (re.), Steiermärkische Sparkasse Private Banking

Während alle Augen auf die Zinspolitik der USA und Europas gerichtet sind, zählt Tokio in diesem Jahr zu den klaren Spitzenreitern unter den großen Weltbörsen. Der japanische Leitindex Nikkei konnte heuer kräftig zulegen und erreichte Anfang Juli den höchsten Indexstand seit mehr als 30 Jahren, schreiben die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking und analysieren im aktuellen Marktkommentar die Gründe für die gute Performance und die weitere Entwicklung.

Vor allem ausländische Investoren haben das Land im Fernen Osten wiederentdeckt und tragen einen großen Teil zu den jüngsten Kursgewinnen bei. Prominentestes Beispiel: Investorenlegende Warren Buffett verkündete im Frühjahr 2023 öffentlichkeitswirksam, dass er seine Anteile an den großen japanischen Handelsgesellschaften deutlich aufgestockt habe. Und im Juni hat er noch einmal nachgelegt. An der Mitsubishi Corporation sowie den anderen großen Firmenkonglomeraten Mitsui, Itochu, Marubeni und Sumitomo hält seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway nun jeweils um die 8 Prozent der Anteile.

ATTRAKTIVE BEWERTUNGEN

Hintergrund dürfte sein, dass japanische Unternehmen zunehmend aktionärsfreundlicher werden und gleichzeitig die Bewertungen der Aktien vergleichsweise sehr attraktiv sind. Zudem hegen die Investoren die Hoffnung, dass die Normalisierung der ultra lockeren Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ) nur allmählich vonstattengehen wird. Im Gegensatz zu den an der Zinsschraube drehenden Notenbanken in Europa und den USA hat die japanische Notenbank die Konjunktur geldpolitisch bisher kaum gezügelt. Noch kann sich die Bank von Japan dies erlauben. Denn die Inflationsrate des hochverschuldeten Landes ist zwar nach vielen Jahren der Deflation wieder angestiegen, aber deutlich niedriger als in Europa oder den USA.

Nicht zuletzt könnten auch die Japaner selbst wieder verstärkt in ihren Heimatmarkt investieren. Die geplanten Steueranreize ab Jänner 2024 sollen die japanischen Sparer dazu ermutigen, ihr liquides Vermögen von Bargeld in Investitionen umzuschichten und damit den Aktienmarkt weiter zu unterstützen.

BOOM NACH COVID-BESCHRÄNKUNGEN

Japanische Unternehmen blicken mit auffallender Zuversicht auf die Sommermonate. Während in anderen Industrieländern die Frühindikatoren seitwärts oder nach unten tendieren, insbesondere für die Industrie, kletterte das japanische Stimmungsbarometer Tankan für das Verarbeitende Gewerbe im Juni nach oben. Darüber hinaus haben sich die Erwartungen für die kommenden drei Monate spürbar aufgehellt. Diese Zuversicht in der exportorientierten Industrie ist angesichts der sich eintrübenden weltwirtschaftlichen Perspektiven bemerkenswert. Gleichzeitig bleibt die Stimmung der japanischen Dienstleister weiterhin positiv. Vor allem Hotels, Restaurants und andere Dienstleister erleben nach der Lockerung der Covid-Beschränkungen einen Boom.

In Japan wurden viele Corona-Beschränkungen später als in anderen Industrienationen aufgehoben. So wurden die Empfehlungen zum Tragen von Masken erst im März des heurigen Jahres gelockert. Die letzten Einreiseformalitäten im Zusammenhang mit der Pandemie wurden im April aufgehoben. Tourismus und Konsum liegen daher teilweise immer noch unter dem Vor-Pandemie-Niveau und haben daher Aufholpotenzial.

Nach dem beeindruckenden Lauf des japanischen Aktienmarkts könnte es zwar zu Korrekturen kommen, doch dies würde Gelegenheiten bieten, um Positionen im Portfolio nachzukaufen. Schließlich sind die meisten Anleger in Japan unterinvestiert. Nach einem jahrelangen Schattendasein ist Japan wieder ein interessanter Markt mit Wachstumspotential geworden. Die Steiermärkische Sparkasse hat in ihren global gestreuten Publikumsfonds den Japananteil bereits im März angehoben, bleibt weiterhin investiert und behält das Land der aufgehenden Sonne weiterhin im Blick.