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Electric Vehicles: Kommt das Momentum zurück?

April 2024
von Hadi Saad und Dr. Mirko Wormuth, Analysten im Research und Portfoliomanagement der DJE Kapital AG
DJE
Hadi Saad und Mirko Wormuth, DJE

Aktien aus dem Segment der Hersteller von Elektrofahrzeugen (EV = electric vehicle) haben ebenso wie die meisten Firmen in der Batteriewertschöpfungskette einen eher glanzlosen Jahresstart hingelegt. Ein global stark zunehmender Wettbewerb, verbunden mit Preissenkungen, und eine sich abschwächende Nachfrage (schwache Konjunktur) sind die wesentlichen Gründe für die aktuelle Kursschwäche bei den Elektroautoherstellern.

HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ELEKTROMOBILITÄT UND KUNDEN

Ohne entsprechende Kaufanreize dürfte die Nachfrage nach E-Autos in der westlichen Welt auch nicht so schnell wieder auf die (politisch gewollten) Wachstumspfade zurückkehren. Offenbar fällt vielen Kunden der Umstieg auf Elektrofahrzeuge nach wie vor sehr schwer. Auch bei Mietwagenflotten können sich E-Fahrzeuge aktuell (noch) nicht durchsetzen: Herausforderungen wie die zusätzlichen Kosten für das Mieten eines Elektroautos und den komplexeren Ladevorgang vor allem für unerfahrene Nutzer sind hier Gründe.

CHINAS DOMINANTE ROLLE IM ELEKTROAUTOMARKT

Mit knapp 39 Prozent verzeichnet China den höchsten Anteil an Elektrofahrzeugen unter den neu verkauften Autos. Es folgen Europa mit etwa 23 Prozent und die USA mit etwa neun Prozent. China bildet hier eine Ausnahme, da die Verkäufe von staatlicher Seite mit vielfältigen Mitteln und Methoden wie unter anderem mit Subventionen und bevorzugter Zulassung unterstützt werden. Hinzu kommen die dominante Position des Landes in der Batteriewertschöpfungskette und das Ziel, die Abhängigkeit von Öl-importen zu reduzieren. In China wächst der Markt für E-Autos daher mit einer ganz anderen Dynamik. So hat China Japan mittlerweile als führender Fahrzeugexporteur überholt. Die wichtigsten Exportmärkte für China waren zuletzt Russland und Mexiko, aber auch die Lieferungen nach Belgien und Thailand nahmen deutlich zu. Wie intensiv der Wettbewerb unter den E-Auto-Marken auf dem chinesischen Markt ist, zeigt die Einführung von rund 100 neuen EV-Modellen durch lokale Unternehmen.

AUTOMOBILHERSTELLER IM INTENSIVEN WETTBEWERB

Ein verstärkter Kampf um Marktanteile wäre klar negativ für die europäischen Automobilhersteller, allen voran für deutsche Firmen. Europäische Autobauer haben oft sehr hohe Umsatzanteile in China (teilweise über 50 Prozent). Derzeit liegen die Einfuhrzölle für Elektrofahrzeuge in der EU bei zehn Prozent und in den USA bei 27,5 Prozent, und der Automobilsektor macht 16 Prozent des EU-Exports nach China aus. Ein weiteres Vordrängen der chinesischen Produzenten hätte erhebliche Auswirkungen auf die Margen der europäischen Hersteller, die eine höhere und unflexiblere Kostenbasis haben und bei vergleichbaren Modellen rund 10.000 Euro Verlust pro Fahrzeug einfahren würden.

Mit Blick auf die Überkapazitäten in China werden Erinnerungen an die ehemalige deutsche Solarindustrie wach. Es wird schwierig bis unmöglich für die deutschen OEM-Autoproduzenten, hier erfolgreich zu konkurrieren, zumal die Designs der Chinesen attraktiv sind. Dazu kommt noch der Technikvorsprung des bekannten amerikanischen Herstellers in der Produktion, gepaart mit maximal ambitionierten Expansionsplänen. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet dies: Es bleibt auch in naher Zukunft viel Bewegung in diesem Sektor, und Chancen und Risiken liegen dicht beieinander.