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FED hebt Leitzins weiter an

Juli 2023
Eric Winograd, Director Developed Market Economic Research bei Alliance Bernstein, meint, weitere Konjunkturdaten werden wegweisend für die nächsten Zinsschritte der US-Notenbank sein.
Alliance Bernstein
Eric Winograd, Alliance Bernstein

Das Federal Open Market Committee (FOMC) der US-Notenbank hat den Leitzins erneut um 25 Basispunkte angehoben. Er liegt nun in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Die begleitende Erklärung wurde gegenüber der Fassung vom letzten Monat nur geringfügig geändert und spiegelt die Äußerungen des Vorsitzenden Jerome Powell in der anschließenden Pressekonferenz wider, wonach die Entwicklungen zwischen den Sitzungen im Großen und Ganzen den Erwartungen entsprachen und daher keine Änderung des Ausblicks rechtfertigten.

Im Wesentlichen war die gestrige Entscheidung nicht überraschend, weshalb keine Marktreaktionen zu erwarten sind, sagt Eric Winograd, Director Developed Market Economic Research bei Alliance Bernstein. Die Analysten konzentrierten sich deswegen eher auf die Aussagen des Vorsitzenden Powell über die kommende Entwicklung der Zinssätze. Powell vermied es jedoch, verbindliche Aussagen zu treffen oder maßgebliche Hinweise auf die Pläne des Ausschusses zu geben. Stattdessen betonte er wiederholt die Abhängigkeit von den Konjunkturdaten und wies darauf hin, dass bis zur nächsten Fed-Sitzung noch zwei Lohn- und Gehaltsberichte sowie zwei Inflationsberichte ausstehen. Diese Daten werden ausschlaggebend für das zukünftige Vorgehen sein.

Powell bezeichnete die Inflationsdaten des letzten Monats als ermutigend. Er betonte jedoch auch, dass es mehr als nur ein gutes Ergebnis braucht, um den Ausschuss davon zu überzeugen, dass die Zinspolitik ausreichend restriktiv sei, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen. Dasselbe gilt vermutlich für den Arbeitsmarkt, wobei der leicht schwächere Bericht des letzten Monats zwar mutmachend, aber nicht ausreichend ist.

Bis zur nächsten Fed-Sitzung wird die Inflation vermutlich weiter sinken und der Arbeitsmarkt sich ausreichend abgeschwächt haben, so dass der Ausschuss die Zinssätze ab September zumindest unverändert lassen kann – vorausgesetzt die Konjunkturdaten entsprechen den Erwartungen. Andernfalls sind weitere Zinserhöhungen möglich.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist es allerdings weniger entscheidend, ob der Zinssatz am Ende um 25 Basispunkte höher liegt oder nicht. Wesentlich wichtiger ist, wie lange die Fed die Zinsen auf einem erhöhten Niveau belassen wird. Powell wies darauf hin, dass das FOMC die Zinspolitik so lange restriktiv gestalten wird, bis sie davon überzeugt sind, dass die Inflation dauerhaft auf das angestrebte Ziel zusteuert. „Higher for longer“ scheint das Motto zu sein, wobei „longer“ wichtiger ist als „higher“.