Startseite » Investmentfonds » Anleihen » „Höhere Bonität im Fokus“

„Höhere Bonität im Fokus“

Oktober 2023
„Durch die Rückkehr der Zinsen bieten Unternehmensanleihen wieder regelmäßige Erträge von jährlich bis zu 4,5 Prozent“, sagt Lukas Feiner. Der Geschäftsführer der Metis Invest GmbH, eine Tochter der Merkur Gruppe, erklärt, warum er auf Euro-Anleihen im Investment-Grade-Bereich auch von globalen Emittenten setzt und eine neutrale Durationspositionierung bevorzugt.
Lukas Feiner, Metis Invest
Metis Invest

FONDS exklusiv: Das Management von Unternehmensanleihen gilt als Kernexpertise von Metis Invest. Wie bewerten Sie die Anlagechancen nach dem schnellen und kräftigen Zinserhöhungszyklus der Notenbanken?
Lukas Feiner: So gut wie lange nicht mehr, denn die Rückkehr der Zinsen bietet nach dem verheerenden Jahr 2022 nach vorne blickend wieder regelmäßige Erträge von aktuell rund 4,5 Prozent bei moderatem Risiko im Investment-Grade-Bereich. Vor nicht einmal zwei Jahren wäre das noch eine veritable Aktienprämie gewesen und das bei deutlich höherer Volatilität.

Alt-Anleihen aus der jahrelangen Niedrigzinsphase haben massiv an Wert verloren und müssten viele Jahre gehalten werden, um diese Verluste am Ende auszugleichen. Wie ist die Situation bei ihren Fonds?
L. F.: Anders als bei Staatsanleihen müssen Investoren in unseren Unternehmensanleihefonds im Schnitt „nur“ vier bis fünf Jahre warten, bis die Verluste aus 2022 weitgehend wettgemacht sind. Durch regelmäßige Tilgungen spült sich der laufende Kuponertrag sukzessive nach oben, sodass wir mittlerweile bei einem Niveau von rund 2,5 Prozent liegen.

Worauf achten Sie beim Durationsmanagement?
L. F.: Durationsmanagement ist ein enormer Hebel, der die Performance positiv oder eben auch negativ beeinflussen kann. Unsere primäre Alphaquelle ist stets die Titelselektion, flankiert durch eine strategische Credit- und Durationspositionierung. Letztere ist wegen des Hebels stets nur mit sehr hoher Überzeugung und nur innerhalb strategischer Bandbreiten gegenüber der Benchmark ausgelegt. Ein aktuelles Beispiel: Die zehnjährige Bundrendite lag Anfang 2023 bei 2,55 Prozent und Anfang August 2023 bei 2,56 Prozent – quasi unverändert. In der Zwischenzeit ging es jedoch in einer Bandbreite zwischen 2,75 und 1,99 Prozent gefühlt im Wochenrhythmus hin und her. Wir waren durchwegs neutral positioniert. Mit einer allzu aktiven Durationspositionierung hätte man viel richtig, aber ebenso viel falsch machen können.

Welche Regionen bevorzugen Sie?
L. F.: Wir investieren ausschließlich in Euro-Anleihen, aber von Unternehmen aus aller Welt. Unser Investmentuniversum, der iBoxx Euro Corporate, besteht zu rund 50 Prozent aus Unternehmen der Eurozone, der Rest ist global. Diese breite internationale Streuung bietet uns Diversifikationsvorteile und Zugang zu neuen Märkten und Geschäftsmodellen.

Welche Rolle spielen Anleiheratings der Emittenten?
L. F.: Die Ratingallokation ist integraler Bestandteil unserer Credit-Steuerung. Im wirtschaftlichen Aufschwung gehen wir hier etwas dynamischer in Richtung „BBB-Rating“ vor, um den höheren Spread zu vereinnahmen. In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten sind wir neutral bis leicht konservativ positioniert.

Die Kapitalmärkte sehen sich mit anhaltend wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken konfrontiert. Können Sie sich resilient gegenüber solchen Szenarien aufstellen?
L. F.: Insgesamt betrachten wir aktuell Unternehmen mit höherer Bonität und guter Bilanzstruktur beziehungsweise Liquiditätsausstattung attraktiver. Denn auch wenn wir im Basisszenario nicht von einer ausgewachsenen Kredit- oder Wirtschaftskrise ausgehen, so werden Downgrades durchaus wahrscheinlicher, da viele Unternehmen im Niedrigzinsumfeld Leverage aufgebaut haben und nun sowohl mit steigenden Finanzierungskosten als auch mit schwächelnder Profitabilität zu kämpfen haben. Auch wenn wir damit etwas an Spread liegen lassen, sind wir der Überzeugung, dass dieser vorausschauende Ansatz im besten Interesse unserer Investoren ist. Denn schließlich allokiert man Investment-Grade-Unternehmensanleihen nicht zuletzt wegen ihrer deutlich höheren Resilienz im Vergleich zu Hochzins- und Schwellenländer-Anleihen oder gar Aktien.