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Industriemetalle im Fokus

Dezember 2023
Wohin sich die Preise für zahlreiche Industriemetalle im kommenden Jahr entwickeln könnten, analysiert Benjamin Louvet von OFI Invest Asset Management.
OFI Invest AM
Benjamon Louvet, OFI Invest AM

Benjamin Louvet, Head of Commodities bei Ofi Invest Asset Management blickt auf die Entwicklung der Industriemetalle Kupfer, Aluminium, Nickel, Zink, Silber, Platin und Palladium 2023 zurück und analysiert, wie sich die Märkte in den nächsten Jahren weiterentwickeln dürften:

Kupfer

„Die Nachfrage nach Kupfer hat im Zuge der Energiewende 2023 weltweit weiter zugenommen. In China ist der Bedarf an Kupfer seit Jahresbeginn trotz eines schleppenden Immobiliensektors um zehn Prozent gestiegen. Grund dafür war der Einsatz von Kupfer bei erneuerbaren Energien und Elektroautos, die die chinesische Regierung stark unterstützt. Diese Entwicklung dürfte in den nächsten Jahren weiter Fahrt aufnehmen. Hingegen wird das Angebot an Kupfer, das in diesem Jahr noch um vier bis fünf Prozent gewachsen ist, in den nächsten Jahren abnehmen. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts dürfte Kupfer sogar noch knapper werden, da keine großen neuen Minen in Betrieb genommen werden – die letzte wird Anfang 2024 in Betrieb gehen.“

Aluminium

„Der Markt befindet sich in einem Strukturwandel. Seit etwa zehn Jahren versorgt China dank seiner enormen Produktionskapazitäten die Welt mit Aluminium. Vor kurzem haben die chinesischen Behörden jedoch beschlossen, die Produktion auf etwa 45 Millionen Tonnen pro Jahr zu begrenzen, um die Umweltverschmutzung zu reduzieren. Die Aluminiumproduktion benötigt viel Strom, der zum Teil aus Kohle gewonnen wird. Angesichts der weltweit steigenden Nachfrage – insbesondere aufgrund der Notwendigkeit, Elektroautos leichter zu machen, der Zunahme von Aluminiumdosen und der Entwicklung der Photovoltaikanlagen – schrumpft der für den Export verfügbare Überschuss. Das ist insbesondere für westliche Länder mittelfristig ein wichtiges Thema, da aufgrund der gestiegenen Energiekosten viele Aluminiumhütten schließen mussten und die meisten den Betrieb wahrscheinlich nicht wieder aufnehmen werden.“

Nickel

„2023 stieg der Marktanteil von Fahrzeugen mit Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien (kurz: LFP) in China zu Lasten der langlebigeren, aber auch teureren Nickel-Mangan-Kobalt-Batterien (kurz: NMC). Im Rest der Welt, insbesondere in Europa und den USA, dominieren NMC-Batterien weiterhin den Verkauf von Elektrofahrzeugen. Analysten zufolge könnten die LFP-Batterien einen leichten Marktanteil gewinnen, was jedoch keine großen Umwälzungen zur Folge haben wird. Die Produktion von Nickel konnte den starken Anstieg von 10-15 Prozent in den letzten Jahren decken – dank der Erschließung neuer Minen in Indonesien und neuer Produktionsmethoden, die es ermöglichen, Nickel von schlechter Qualität in Nickel guter Qualität umzuwandeln, das in Batterien verwendet wird. Allerdings erwarten wir aufgrund der Entwicklung der Elektromobilität, dass die Nachfrage das Angebot innerhalb der nächsten 18 bis 24 Monate weit übersteigen wird.“

Zink

„Zink ist nach wie vor stark von den Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt abhängig. Die Situation in China hat sich daher in diesem Jahr negativ auf die Zinknachfrage ausgewirkt. Die Nachfrage aus dem Windenergiesektor nimmt zwar zu. Es gibt jedoch Bedenken bei Offshore-Windenergie – ein Bereich, der mit Projektstreichungen etc… zu kämpfen hat. Die aktuellen Preise bieten eine Art Puffer, da die Raffinerien, insbesondere in Europa, aufgrund der Energiekosten schließen oder in Bereitschaftsbetrieb gehen mussten.“

Silber

„Silber gilt weiterhin als das „Gold des armen Mannes“, obwohl die Nachfrage nach Silber vor allem im Zusammenhang mit Photovoltaik-Paneelen und Batterien für Elektrofahrzeuge in diesem Jahr stark angestiegen ist. Auf diese Verwendungszwecke entfallen inzwischen 20 bis 30 % der weltweiten Silbernachfrage. Infolgedessen wird der Silbermarkt im zweiten Jahr in Folge ein erhebliches Angebotsdefizit von 10-20 Prozent aufweisen. Dieses Problem könnte sich in den kommenden Jahren durch den Einsatz effizienterer Photovoltaik-Paneele noch verschärfen: Die Umstellung von der derzeit verwendeten Perc-Technologie auf Topcon und Heterojunction dürfte den Silberverbrauch pro Panel um das 1,3- bis 1,8-fache erhöhen.“

Platin

„Der Platinmarkt ist nach wie vor ambivalent. Auf der einen Seite ging die Nachfrage vor allem bei Privatkunden nach Dieselfahrzeugen, die 40 Prozent des derzeitigen Bedarfs ausmachen, allmählich zurück. Auf der anderen Seite stiegen in China 2023 die Fahrzeugverkäufe aufgrund strengerer Umweltschutzvorschriften. Und Lastwagen werden wahrscheinlich weiterhin mit Dieselmotoren angetrieben, da der Markt für Elektrofahrzeuge in diesem Sektor noch nicht ausgereift ist. Dagegen dürfte die Nachfrage nach Wasserstoff, der mit Polymer-Elektrolyt-Membran-Elektrolyseuren (kurz: PEM) erzeugt wird, in den kommenden Jahren steigen, auch wenn ihre Entwicklung zum Teil durch den Mangel an Iridium –- ein sehr seltenes Metall, das aber für einen PEM-Elektrolyseur absolut notwendig ist – gebremst werden könnte. Insgesamt ist der Markt in diesem Jahr deutlich defizitär und könnte es auch im nächsten Jahr bleiben. Dies wird jedoch von der Geschwindigkeit der Einführung von grünem Wasserstoff abhängen.“

Palladium

„Die Verschärfung der Schadstoffnormen für Katalysatoren seit den 2000er Jahren hat die Nachfrage nach Palladium erhöht. Die Entwicklung von Elektroautos dürfte zukünftig jedoch zu einem Rückgang der Palladiumnachfrage führen, auch wenn die Verkäufe von Hybridautos, die zehn bis 15 Prozent mehr Platinoide verbrauchen als ihre Pendants mit Verbrennungsmotor, diesen Trend abpuffern. Auch die Verkäufe von Elektroautos scheinen aktuell zu stocken. Insbesondere in Europa und den USA mangelt es an erschwinglichen Modellen. Der derzeitige Preisverfall könnte schließlich zur Schließung von Minen führen, insbesondere von solchen, deren Platingruppenmetall-Mix aus Palladium, Platin und Rhodium am stärksten auf Palladium ausgerichtet ist. Die nordamerikanischen Minen sind die ersten, die davon betroffen sind, aber auch Sibanye Stillwater hat die Schließung von Schächten in Südafrika angekündigt.“