Startseite » Thomas Riemer » Realität schlägt Erwartungen

Realität schlägt Erwartungen

Februar 2024
Entgegen aller Zweifel wächst die Wirtschaft, zeigt Thomas Grüner von Grüner Fisher Investments auf. Grüner geht auf die Entwicklungen näher ein.
Grüner Fisher Investments
Thomas Grüner, Grüner Fisher Investments

Während die Skepsis bezüglich Wirtschaft und globalen Aktienmärkten tendenziell weiter hoch bleibt, zeigen mittlerweile wieder viele Veröffentlichungen, dass die Realität ein gutes Stück besser ist als die Erwartungshaltung. Ein Beispiel? Schauen wir in die USA: Das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2023, welches annualisiert um 3,3 Prozent wachsen konnte. Gleichzeitig sind viele davon überzeugt, dass die Entwicklung so nicht weitergehen werde. „Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass das Jahr 2024 viele Sorgen bezüglich weiterer wirtschaftlicher Entwicklungen bereithält, was Aktienmärkten positive Überraschungsmomente ermöglichen sollte“, sagt Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments, zur aktuellen Situation.

So hätten sich mit Konsumausgaben, Wohnimmobilien und Unternehmensinvestitionen zwar die drei wichtigsten Komponenten des Privatsektors im vierten Quartal von 2,6 Prozent im dritten Quartal auf ein Jahreswachstum von 2,2 Prozent verlangsamt, doch sei das Wachstum dennoch wesentlich höher, als von vielen befürchtet. „Viel eher deuten diese Entwicklungen darauf hin, dass hohe Zinsen, global eskalierende Kriege und immer noch eine belastende Inflation die stabile Wirtschaft nicht in ein Ungleichgewicht bringen können“, ordnet Thomas Grüner ein. Beobachter hingegen würden darauf hinweisen, dass die negativen Auswirkungen lediglich verzögert seien. Zwar falle der Begriff einer drohenden Rezession immer seltener, doch gäbe es weiterhin viele Zweifler, die den weiteren Verlauf des Wirtschaftswachstums in Frage stellten.

UNTERNEHMEN STEHEN BEREIT

Das sei auch gut so. Es bedeute, dass die Erwartungen nicht über die Realität hinausgingen und die Skepsis noch immer vorhanden sei. „Die Messlatte bleibt niedrig. Und Unternehmen haben zwei Jahre lang in Erwartung einer Rezession, die nicht eingetreten ist, Einsparungen vorgenommen. Sie gehen schlank in das Jahr 2024, während die robuste globale Nachfrage Expansionsmöglichkeiten schafft“, beschreibt Grüner. Vieles deute darauf hin, dass sich die Unternehmensinvestitionen in Zukunft wesentlich erhöhen würden, selbst wenn die Zinsen weiter hoch bleiben sollten.

Doch wie kommt es zu einer solchen Entwicklung? „Die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen war zuletzt rückläufig, doch kann dies zum einen durch eine restriktivere Kreditbereitschaft ausgelöst worden sein oder dadurch, dass Unternehmen an anderer Stelle bessere Konditionen erhielten“, so Grüner. Bei den privaten Krediten hätte es im vergangenen Jahr Anzeichen für einen starken Aufschwung gegeben. Die Emission von Unternehmensanleihen sei im vergangenen Jahr um 5,4 Prozent angestiegen und hätte damit die Inflation übertroffen. „Insgesamt sieht es also so aus, als hätten die Unternehmen immer noch reichlich Zugang zu Finanzmitteln. Das ist ein übersehenes Plus. Wenn eine wieder ansteigende Zinsstrukturkurve dazu beiträgt, dass die Kreditvergabe an Unternehmen im Lauf des Jahres ansteigt, umso besser“, führt Grüner weiter aus.

FAZIT

Zwei Jahre mit Rezessionsängsten hätten einiges bewegt. Das Vertrauen der CEOs sei zuletzt niedrig gewesen, Investitionsausgaben zurückhaltend. Die Neuemissionen von Anleihen seien rückläufig und die Kreditnachfrage begrenzt. Nun sehe man in allen Komponenten Anstiege – Unternehmen würden bereit stehen, in die Offensive zu gehen. „Die Rezession kam nie, die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen war dauerhaft stabil. Das sollte zu einer erhöhten Investitionstätigkeit, Margenausweitung und steigenden Gewinnen der globalen Unternehmen führen. Und zu positiven Überraschungen am Aktienmarkt“, fast Thomas Grüner zusammen.