Im ersten Quartal 2025 lag das weltweite Ausschüttungsvolumen bei 398 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg von 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch wenn das Wachstum damit robust bleibt, fällt es deutlich geringer aus als der Anstieg von 15,3 Prozent im vierten Quartal 2024, konstatiert Viktor Nossek, Head of Investment and Product Analytics bei Vanguard Europe. Nossek zieht in seinem aktuellen Kommentar zur jüngsten Auswertung von Vanguard ein klares Fazit: „Dies ist ein erstes Anzeichen dafür, dass die zunehmende globale Unsicherheit das Vertrauen der Unternehmen allmählich belastet.“ Schließlich belastet der US-Handelskonflikt allen voran mit China sowie der EU. Auch die geopolitische Lage verschärft sich.
UNSICHERHEIT FÜHRT ZU VORSICHT
Die globalen 12-Monats-Ausschüttungen verharren auf Jahressicht bei 2,2 Billionen US-Dollar. Die Dividendenausschüttungen im Jahr 2024 waren geprägt von Rekorden. Obwohl die Ausschüttungen im ersten Quartal 2025 weiter stiegen, äußern sich bereits die ersten Folgen des Zollstreits. Rückgänge zeigten sich vor allem im asiatisch-pazifischen Raum und in den Schwellenländern (ohne China), sowie bei Kürzungen der Ausschüttungen durch Konsumgüterunternehmen in den USA (-5,8 Milliarden US-Dollar im Jahresvergleich) und in China (-2,3 Milliarden US-Dollar im Jahresvergleich). Diese Verluste konnten im ersten Quartal noch durch die Ausschüttungen nordamerikanischer Finanzwerte und aus dem IT-Sektor ausgeglichen werden – und China.
Eine Stagnation der globalen Ausschüttungen im ersten Quartal wurde durch eine ungewöhnliche Rekord-Zwischendividenden aus China verhindert. Chinas „Big 4“, die vier größten Staatsbanken (ICBC, Bank of China, Agricultural Bank of China, Bank of Communications), schütteten allein im ersten Quartal 24,3 Milliarden US-Dollar aus – fast die Hälfte ihrer gesamten Ausschüttungen des Jahres 2024. Während die Ausschüttungen bis 2024 jährlich und zum Großteil im 3. Quartal erfolgten, werden die Dividendenausschüttungen aus regulatorischen Gründen in Zukunft gleichmäßiger verteilt. Damit schaffen die chinesischen Staatsbanken einen Präzedenzfall für chinesische Unternehmen, dem Beispiel zu folgen und halbjährliche, wenn nicht vierteljährliche Ausschüttungen einzuführen.
NORDAMERIKA MIT DEN GRÖSSTEN AUSSCHÜTTUNGEN
Global zeigt sich bei den Dividendenauszahlungen ein durchwachsenes Bild. In Japan betrug der Zuwachs 18 Prozent, in Nordamerika vier Prozent, in Großbritannien ein Prozent, und in Europa null Prozent. Schwellenländer, ohne China, verzeichnen ein knapp sieben Prozent geringeres Wachstum als im Vorjahr, während Unternehmen aus dem Pazifikraum, Japan nicht mit einbezogen, ihre Ausschüttungen um 14 Prozent reduzierten.
Trotz Chinas außergewöhnlicher Zwischendividende bleibt Nordamerika mit rund 191 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal der größte Dividendenzahler, gefolgt von Schwellenländern (74 Milliarden US-Dollar), Europa (51 Milliarden US-Dollar) und China (38 Milliarden US-Dollar).
Der Finanzsektor bleibt mit 101 Milliarden US-Dollar klarer Spitzenreiter bei den Ausschüttungen, gefolgt vom Energiesektor (56 Mrd. USD), Gesundheitswesen (46 Milliarden US-Dollar), Technologie (39 Milliarden US-Dollar) und Basiskonsumgütern (32 Milliarden US-Dollar).
ANLEGER BLICKEN AUF EUROPA
Während Chinas Großbanken voraussichtlich im dritten Quartal auf halbjährliche Ausschüttungen umstellen, richtet sich der Blick der Investoren nun auf Europa. Traditionell ist das zweite Quartal dort die wichtigste Dividendenphase. Allerdings könnten Rekordausschüttungen in US-Dollar 2025 schwerer zu erreichen sein – insbesondere aufgrund wachsender handelspolitischer Spannungen, die Europas exportorientierte Wirtschaft belasten dürften.
Dividenden bleiben ein zentraler Bestandteil langfristiger Aktienrenditen. Seit 1993 legte der FTSE All-World Index um knapp 1.150 Prozent zu – davon entfallen 586 Prozentpunkte auf reinvestierte Dividenden. Ein Trend, der sich gerade in einem Marktumfeld mit erhöhter Unsicherheit und stagflationären Tendenzen weiter an Bedeutung gewinnen dürfte.