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Was kosten Zölle?

Februar 2025
Evan Brown, UBS AM, meint, dass es für Investoren schwer ist, Zölle zu bepreisen. Dennoch ließen sich die Risiken im Portfolio abmildern.
UBS AM
Evan Brown, UBS AM

Evan Brown, Head of Multi-Asset-Strategy bei UBS Asset Management (UBS-AM), ist weiterhin positiv für Aktien und Anleihen gestimmt und behält seine Übergewichtung in beiden Anlageklassen bei. „Die Ertragslage ist gesund, das Wirtschaftswachstum ist solide, die Inflation tendiert weiter nach unten, und die Zentralbanken lockern weltweit ihre Geldpolitik“, so Brown.

Allerdings ist das Marktgeschehen deutlich unruhiger geworden. US-Präsident Donald Trump hat bereits eine Reihe Zölle angekündigt, die erhebliche Auswirkungen auf die US- und die Weltwirtschaft haben könnten. Zölle standen von vornherein auf Trumps Agenda. Er nutzt sie gern als Druckmittel, um nicht-finanzielle Ziele zu erreichen, etwa um die illegale Migration und den Drogenhandel einzudämmen. Die Zölle sollen aber auch helfen, die Handelsbeziehungen aus seiner Sicht fairer zu gestalten. Dies ist ein größeres Risiko für die EU und China. Investoren sollten Trumps Zollpolitik auf jeden Fall weiter im Blick haben.

Allerdings ist es für Investoren schwer, Zölle zu bepreisen. Selbst wenn sie bekannt sind, ist das Ausmaß ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen äußerst ungewiss. Auch indirekte Effekte sind schwierig zu quantifizieren, beispielsweise die Unsicherheit für Unternehmen, die sich auf Investitions- und Beschäftigungsentscheidungen auswirken kann.

In Bezug auf das Wachstum sind die USA aufgrund ihres Handelsdefizits weniger betroffen als ihre größten Handelspartner. Und die Verknüpfung der Zolleinnahmen mit den Haushaltsausgaben könnte die negativen Auswirkungen abmildern. Allerdings sind die Inflationsrisiken für die USA höher. Wie die US-Notenbank Fed darauf reagieren wird, ist ungewiss. Theoretisch ist die durch Zölle verursachte Inflation mit einem regulierten Preisanstieg vergleichbar und sollte im Laufe des folgenden Jahres abklingen. Wenn die Zolldrohungen jedoch anhalten, könnte sich die Fed zu einer restriktiveren Haltung gezwungen sehen. „Zölle erhöhen somit das Risiko einer höheren Korrelation zwischen Aktien und Anleihen, da steigende Inflationsrisikoprämien sowohl Anleihen als auch Aktien belasten“, sagt Brown.

Auf Basis der Fundamentaldaten hält Brown weiter an einer risikofreudigen Haltung fest. „Wir haben aber unsere breit aufgestellten Portfolios so positioniert, dass das Zollrisiko gemildert wird“, so Brown. Zunächst werden trotz der hohen Bewertungen weiterhin US-Aktien bevorzugt. Erst wenn im Frühjahr mehr Klarheit über Trumps Zollpolitik herrscht, soll aggressiver in günstigere internationale Märkte investiert werden.

Im Anleihebereich wurde etwas Duration von den USA in andere Bondmärkte umgeschichtet. „Da die Zölle wahrscheinlich größere negative Auswirkungen auf das Wachstum in den von den Zöllen betroffenen Ländern haben werden, ziehen wir es vor, unser Durationsrisiko in diesen handelssensiblen Ländern einzugehen. Sollte Trump Europa mit aggressiven Zöllen treffen, werden Bundesanleihen die Rückschläge am Aktienmarkt wahrscheinlich eher abfedern als US-Staatsanleihen“, begründet Brown. Auch Gold kann helfen, die Zollrisiken abzumildern. Brown: „Unterstützend wirken die anhaltenden strukturellen Goldkäufe durch die Zentralbanken der Schwellenländer, und in einem Umfeld allgemeiner politischer Unsicherheit dürfte sich Gold gut entwickeln.“