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Wasserstoff im Rampenlicht

Juli 2022
Aanand Venkatramanan, Head of ETFs bei Legal & General Investment Management, geht auf die wachsende Bedeutung von Wasserstoff in der Energieversorgung ein.
LGIM
Aanand Venkatramanan, LGIM

Deutschland treibt die Förderung von Wasserstoff als alternativem Energieträger weiter voran, nicht zuletzt wegen der starken Abhängigkeit von russischem Erdgas, sagt Aanand Venkatramanan, Head of ETFs bei Legal & General Investment Management.

Er meint, die deutsche Regierung hat kürzlich das Projekt ‚H2Global‘ im Wert von einer Milliarde Dollar ins Leben gerufen, um grünen Wasserstoff auf den Markt zu bringen und Wasserstoff aus dem Ausland zu importieren. Nach Angaben der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency – IRENA) wird Wasserstoff für die Energiesicherheit vieler Länder eine immer wichtigere Rolle spielen. Das trifft insbesondere auf grünen Wasserstoff zu und daneben auch auf sogenannten blauen Wasserstoff, der durch Abspaltung von Erdgas hergestellt wird. Der grenzüberschreitende Handel mit dem Energieträger wird zunehmen. Mehr als 30 Länder haben bereits Im- und Exportpläne in ihre Wasserstoffstrategien aufgenommen.

Grüner Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle bei der Umstellung auf saubere Energie. Derzeit wird zu mehr als 90 Prozent sogenannter „grauer” Wasserstoff eingesetzt, der unter Einsatz fossiler Brennstoffe hergestellt wird. Der politische Wille zur Reduzierung des CO2-Ausstosses gepaart mit technologischem Fortschritt treiben das Wachstum von grünem Wasserstoff allerdings voran.

Grüner Wasserstoff bietet die Möglichkeit, Kohlenstoffemissionen und Treibhausgase in zahlreichen Branchen und Anwendungen zu reduzieren. Insbesondere wird er großen Einfluss auf energieintensive Industrien, die schwierig zu elektrifizieren sind, und den Schwerlastverkehr haben. Die aus mehr als 130 Unternehmen bestehende Interessengemeinschaft Hydrogen Council mit Sitz in Brüssel und die Unternehmensberatung McKinsey schätzen, dass Wasserstoff bis 2050 rund 20 Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen einsparen könnte.

Zurzeit steckt das Wasserstoffsegment noch in den Kinderschuhen, weshalb Anleger mit Volatilität rechnen müssen. Allerdings ist die weitere Verbreitung der Technologie eindeutig gewollt: Nach aktuellen Angaben von BloombergNEF werden die staatlichen Mittel für grüne Wasserstoffprojekte bis 2030 voraussichtlich 100 Milliarden US-Dollar übersteigen.