Startseite » Thomas Riemer » Weiche Landung in Sicht

Weiche Landung in Sicht

August 2023
Weshalb die globalen Wachstumsaussichten jetzt weitgehend von der Entwicklung Chinas abhängen, erklärt Eric Vanraes, Portfoliomanager des Strategic Bond Opportunities Fund bei Eric Sturdza Investments.
Eric Sturdza Investments
Eric Vanraes, Eric Sturdza Investments

Die Anleihemärkte sind auf dem aktuellen Niveau nicht mehr sicher. Ein Großteil der Volatilität, die die Aktienmärkte plagt, hat sich auf die Zinsseite verlagert, konstatiert Eric Vanraes, Portfoliomanager des Strategic Bond Opportunities Fund bei Eric Sturdza Investments, in seinem Marktkommentar.

In den letzten Wochen war es schwierig, eine Logik hinter den Marktbewegungen zu erkennen. Das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank signalisierte die Ausrichtung auf eine weiterhin geldpolitische Straffung, was aber im Einklang mit den jüngsten Kommentaren war. Der plötzliche Rückgang der Verbraucherpreisinflation um 1 Prozent war vorhersehbar, da die Auswirkungen des sprunghaften Anstiegs vom Juni 2022 im Jahresvergleich nun hinter uns liegen.

Wenn die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere auf Nachrichten überreagieren, die bereits allgemein bekannt sind, liegt das daran, dass wir uns in einer Übergangsphase befinden. Die Anleger, die mit einer Rezession rechnen, sind in der Minderheit. Die Mehrheit, die von der gemeinsamen Argumentation von Janet Yellen und Jerome Powell überzeugt ist, tendiert nun zu einer weichen Landung. Genauer gesagt sogar zu einer doppelten weichen Landung: Sowohl für das Wachstum als auch für die Inflation. Das würde eine lange Pause der Fed nach einer geringfügigen Zinserhöhung um 25 Basispunkte am 26. Juli begünstigen.

ZINSZENIT IST ERREICHT

„Höher und länger“ ist daher der neue Konsens. Da die Inflation langsam aber sicher zurückgeht, besteht keine Notwendigkeit mehr, die Zinsen zu erhöhen. Es besteht andererseits auch keine Notwendigkeit, die Zinsen zu senken. Das schwache Wachstum im dritten und vierten Quartal wird für die Fed immer noch ausreichen, um den Status quo beizubehalten. Dies gilt umso mehr, als wir immer wieder darauf hinweisen, dass sich der Zinserhöhungszyklus zwar seinem Ende nähert, die quantitative Straffung jedoch nicht.

Zwei Dinge könnten dies ändern: Die Gewinne des zweiten Quartals sind nicht besonders hoch. Wichtiger sind die Bedenken wegen es sich verlangsamenden Wirtschaftswachstum Chinas. Wenn sich das Wachstum dort verschlechtert, kann das viele Länder, in Asien und darüber hinaus in Mitleidenschaft ziehen. Das Auf und Ab in China sollte das Szenario einer sanften Landung in den USA nicht in Frage stellen. Es bedeutet aber, dass das Schicksal des globalen Wachstums nun weitgehend auf den Schultern der People’s Bank of China ruht. Theoretisch hat die chinesische Zentralbank genügend Kapazitäten, um sowohl finanziell als auch strategisch zu reagieren. Doch wie werden die Märkte darauf antworten?