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Wenn China stottert

Oktober 2023
Der Weltwirtschaftsmotor kommt nicht in die Gänge. Was dies aus Anlegersicht bedeutet, erklärt Bernhard Spittaler, Schoellerbank Invest AG.
Schoellerbank Invest AG
Bernhard Spittaler, Schoellerbank Invest AG

Der Post-COVID-Aufschwung in China ist abgesagt. Die Mitte der Bevölkerung hat Sorgen rund um den Immobiliensektor und ist daher mit Ausgaben sehr zurückhaltend, erklärt Bernhard Spittaler, fachlicher Leiter Aktienfonds und Dachfonds in der Schoellerbank Invest AG. Darüber hinaus hat sich das weltweite Wachstum abgeschwächt, worunter der chinesische Export stärker leidet, als noch zu Jahresbeginn vermutet wurde. Deflationäre Tendenzen wurden sichtbar, und durch die große Bedeutung des Häusermarktes und verwandter Industrien wirkt dieser Schwachpunkt in China als erheblicher Gegenwind für das weitere Wirtschaftswachstum.

Viele westliche Staaten kämpfen mit hohen Inflationsraten. Im Reich der Mitte geht hingegen das Deflations-Gespenst um. Der Inflations-Indikator lag nach offiziellen Angaben im August bei -0,3 Prozent, im September kehrte dieser wieder geringfügig in den positiven Bereich zurück. Per Definition ist dieser Rückgang des allgemeinen Preisniveaus in einer Ökonomie gefährlich, da Konsumenten darauf hoffen können, ein und dasselbe Produkt zu einem späteren Zeitpunkt günstiger erwerben zu können.

Ein aktuelles Konjunkturpaket der chinesischen Regierung sieht vor, die starken Einschnitte im Immobiliensektor ein wenig abzumildern. Angesichts der drohenden Konkurswelle geht es vor allem darum, jene Einschränkungen abzuändern, die 2020 zur Eindämmung der Spekulationstätigkeit und der ausufernden Verschuldung eingeführt wurden. Immobilienentwickler haben wieder Zugang zu Finanzierungen, um in erster Linie die hohe Zahl der nicht finalisierten Rohbauten fertigzustellen. Für Hausbesitzer gibt es einen Erlass, der die Konditionen für bestehende und auch für neue Kredite wesentlich verbessern sollte.

Die Aktienbewertungen auf Kurs-Buchwert-Basis befinden sich in China nahe den Tiefs der vergangenen fünf Jahre. Aus Bewertungssicht steht damit die Ampel für Investments auf Grün. Aus Anlegersicht ist das Stottern des chinesischen Wirtschaftsmotors nach wie vor deutlich spürbar, doch Panik ist nicht angebracht. Eine Beimischung des weltweit zweitgrößten Aktienmarktes im Portfolio zu halten, erscheint weiterhin sinnvoll. Angesichts der weiterhin vorhandenen Risiken ist jedoch auf die entsprechend adjustierte Positionsgröße zu achten.