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Wie geht es mit der Fed weiter?

September 2025
Mit der Ernennung Stephen Mirans zum neuen Fed-Mitglied analysiert Eric Winograd, AllianceBernstein, was die neue Zusammensetzung der US-Notenbank für die weitere Kursrichtung bedeutet.
AllianceBernstein
Eric Winograd, AllianceBernstein

Am 16. September 2025 wurde Stephen Miran zum Mitglied des Board of Governors des Federal Reserve System – der US-Notenbank – ernannt. So war bemerkenswert, wie mit der Ernennung Mirans die Unabhängigkeit der Federal Reserve weiter ins Wanken gerät, konstatiert Eric Winograd, Chief US Economist bei AllianceBernstein, in seinem aktuellen Marktkommentar.

Nach nur 48 Stunden im Amt widersprach Miran der FOMC-Entscheidung und sprach sich für drastischere Zinssenkungen aus. Das FOMC hat jüngst wie erwartet seinen Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Spanne von vier bis 4,25 Prozent gesenkt. Die Entscheidung wurde im Kontext des Risikomanagements getroffen. In seiner Erklärung stellte das Komitee fest, dass die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt gestiegen seien und dass angesichts der veränderten Risikobalance die heutige Zinssenkung angemessen sei. Der begleitende Dot-Plot machte deutlich, dass weitere Zinssenkungen wahrscheinlich sind: Der Medianwert für 2025 wurde nach unten korrigiert und zeigt nun zwei zusätzliche Senkungen auf einer Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozent bis Jahresende.

Fed-Chef Powell räumte ein, dass die Inflationsrisiken nach oben, die Arbeitsmarktrisiken dagegen nach unten gerichtet seien. Da das Komitee zu der Einschätzung kommt, dass die Risiken für den Arbeitsmarkt größer sind als die für die Inflation, senkte es heute die Zinsen. In den kommenden Sitzungen werden voraussichtlich weitere Zinsschritte nach unten folgen.

POLITISCHER DRUCK

Die eigentliche Aufmerksamkeit galt weniger der Zinssenkung, sondern dem politischen Druck auf die Fed. Die Regierung versucht, Gouverneurin Cook abzusetzen und das „Board of Governors“ mit loyalen Mitgliedern zu besetzen. Dies bedroht die Unabhängigkeit der Zentralbank – ein Eckpfeiler des globalen Finanzsystems.

Verliert die Fed ihre Unabhängigkeit, wäre höhere Inflation nur eine Frage der Zeit. Die Ernennung von Stephen Miran als Gouverneur der US-Zentralbank verdeutlicht die Risiken: Nach nur 48 Stunden im Amt widersprach er der FOMC-Entscheidung und sprach sich für drastischere Zinssenkungen aus – im Einklang mit den Wünschen des Präsidenten. Anstatt Argumente im Komitee aufzubauen, scheint Miran primär politisches Wohlwollen anzustreben. Sollte dieses Verhalten Schule machen, könnten künftige Präsidenten die Zinspolitik diktieren – mit potenziell gravierenden Folgen.

Trotz der Bedrohung für die Unabhängigkeit der Fed bleiben die Renditen bislang stabil. Historisch zeigt sich jedoch, dass Märkte strukturelle Brüche erst sehr spät einpreisen. Paul Krugman beschreibt dieses Muster als „Wile-E.-Coyote-Moment“: Märkte agieren, als sei alles normal – bis klar wird, dass das Fundament fehlt, und die Preise abrupt abstürzen.

Noch ist die Unabhängigkeit der Fed nicht verloren, anhängige Verfahren könnten das verhindern. Doch die Gefahr ist real und könnte langfristig weit größere Folgen haben als einzelne Zinsschritte. In fünf oder zehn Jahren wird sich niemand mehr an die Details einzelner FOMC-Sitzungen erinnern – wohl aber daran, ob die Fed ihre Unabhängigkeit bewahren konnte.