Startseite » Nachhaltigkeit » „Wir wollen einen großen Impact bei der CO2-Reduktion erzielen“

„Wir wollen einen großen Impact bei der CO2-Reduktion erzielen“

Januar 2023
Der Raiffeisen-GreenBonds von Raiffeisen Capital Management legt einen Fokus auf Erneuerbare-Energien-Projekte, nutzt dabei aber die ganze Marktbreite. Fondsmanager Christian Zima stellt Investments vor und berichtet, wie deren Impact überprüft wird.
RCM © Roland Rudolph
Christian Zima, Raiffeisen

Wie hat sich das Angebot an Green Bonds in den letzten Jahren verändert?
Christian Zima: Da hat sich sehr viel getan. Blicken wir zehn Jahre zurück: Damals gaben zunächst hauptsächlich supranationale Emittenten, wie zum Beispiel die Europäische Investitionsbank, Green Bonds heraus. Jahre später folgte der Bankensektor und dann natürlich die Versorger, um den Bau von Stromnetzen, Solaranlagen und Windkraftwerken zu finanzieren. Gut ablesen lässt sich die Entwicklung am S&P Green Bond Select Index. Im Jahr 2015 als wir unseren Raiffeisen-GreenBonds aufgelegt hatten, bestand der Index aus etwa 70 Titeln, heute sind es fast 1.300. Übertragen auf unseren Fonds zeigt sich dies in einem Anstieg des Fondsvolumens von anfänglich 30 auf nun 250 Millionen Euro, die mittlerweile in rund 200 Portfoliotitel investiert sind, einmal abgesehen von einem kleinen Cash-Bestand.

Welche Rolle spielt dabei der regulatorische Rahmen?
C. Z.: Wegbereitend für das dynamische Wachstum waren sicherlich die Green Bond Principles, die von der International Capital Market Association veröffentlicht und mehrfach überarbeitet wurden. Bei den Prinzipien handelt es sich um einen freiwilligen und im Markt anerkannten Standard, der Emittenten von „grünen Anleihen“ zu Transparenz und Offenlegung anhalten soll und Investoren ein Rahmenwerk zur Orientierung gibt. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die sogenannte „Second Party Opinion“. Das heißt, dass eine externe Agentur prüft, ob die Kriterien des Standards eingehalten werden. Das betrifft insbesondere die Verwendung der Emissionserlöse, das Management der finanzierten Projekte und das Reporting, vor allem im Hinblick auf einen messbaren Impact analog der Emissionsziele.

Nutzen Sie als Fondsmanager diese externe Zweitmeinung?
C. Z.: Wir haben von Anfang an darauf gesetzt, weil wir das Risiko von Greenwashing vermeiden wollen. Nachhaltigkeitsagenturen wie Sustainalytics, ISS ESG und die norwegische Cicero haben sich auch auf die Überprüfung von Green Bonds spezialisiert und machen sich hierfür vor Ort ein Bild. Deshalb ist die Einhaltung der Prinzipien durch den Emittenten für uns längst eine Voraussetzung für ein Investment. Erfreulicherweise werden diese Zweitmeinungen bei den Bondemissionen, die für uns aus Liquiditätsgründen in Frage kommen, größtenteils eingeholt. Lediglich bei Green Bonds, die in den Emerging Markets und teils in den USA herausgegeben werden, ist dies öfters nicht der Fall. Dann verzichten wir aber in der Regel auf ein Investment.

Bitte nennen Sie beispielhaft Projekte, in die Sie aktuell mit dem Raiffeisen-GreenBonds investieren.
C. Z.: Wir wollen einen möglichst großen Impact erzielen, insbesondere bei der Verringerung des CO2-Ausstoßes. Daher legen wir einen Fokus auf Erneuerbare-Energien-Projekte, weil sich zum Beispiel durch den Einsatz von Windkraft oder Solaranlagen verifizierbar die Einsparung von CO2-Emissionen erwirken lässt. Wichtig für Anleger ist, dass wir das Thema erneuerbare Energien in seiner ganzen Breite erfassen, angefangen bei Versorgern, die Verteilungsnetze errichten über Produzenten von Windrädern und Photovoltaikanlagen bis hin zu den Betreibern von Wind- und Solarkraftwerken. Zu letztgenannten zählt zum Beispiel ein US-amerikanisches Unternehmen, das jüngst einen Green Bond zur Projektfinanzierung herausgegeben hat, um mit dem Kraftwerk die eigene Stromversorgung sicherzustellen. In unserem Fokus sind außerdem die Sanierung von bestehenden und der Bau nachhaltiger Immobilien. Auch Banken und Regierungen stellen in unserem Fonds einen großen Anteil an Emittenten von Green Bonds. Da geht es zum Beispiel um die Finanzierung einer neuen U-Bahn, mit der die kanadische Provinz Ontario ihren öffentlichen Personennahverkehr ausbauen will. Oder es geht um Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes, um den negativen Effekten des Klimawandels entgegenzuwirken.

Wie kontrollieren Sie, dass die Emittenten von Green Bonds, in die Sie investieren, ihre gesteckten Ziele tatsächlich erreichen?
C. Z.: Das geschieht insbesondere über das Reporting, das auch auf Basis der erwähnten Green Bonds Principles nach etwa einem Jahr erwartet werden kann. Je nachdem, wie die Berichte ausfallen und was die Auswertung der Daten ergibt, haken wir bei den Emittenten im Rahmen unseres Engagements nach. Bleibt das Reporting trotzdem dauerhaft unbefriedigend, trennen wir uns auch schon mal frühzeitig von einem Green Bond. Uns ist es wichtig, einem möglichen Greenwashing keinen Vorschub zu leisten.

Wie lässt sich der Impact Ihrer Investments verifizierbar überprüfen?
C. Z.: Je nach Ausrichtung des Projekts kann über definierte Laufzeiten ermittelt werden, welche Menge an Treibhausgasen im Vergleich zur vorherigen Situation vermieden oder wie viel Wasser eingespart oder in welchem Umfang grüner Strom erzeugt wurde. Diese Angaben werden gewöhnlich von Agenturen im Zuge der „Second Party Opinion“ überprüft. Sofern nichts beanstandet wird, verwenden wir die Ergebnisse auch für unsere eigenen Berechnungen, um den Impact für das gesamte Fondsportfolio zu ermitteln.

Welche wesentlichen finanziellen Anforderungen stellen Sie an einen Green Bond?
C. Z.: Die Anleiheemission muss über ein Mindestvolumen von 250 bis 300 Millionen Euro verfügen. Die damit verbundene Liquidität ist wichtig, damit der Titel in Stresssituationen handelbar bleibt. Die können sich in schwierigen Marktphasen ergeben oder wenn ein großer Anleihekäufer plötzlich seine Wertpapiere verkaufen will. Zudem muss der Bond grundsätzlich über ein Investment-Grade-Rating von BBB- verfügen, in Ausnahmefällen akzeptieren wir auch ein bis zwei Stufen darunter, mehr aber keinesfalls. Denn letzten Endes ist eine grüne Anleihe eben auch nur eine Anleihe, soll heißen, dass das Ausfallrisiko steigt, wenn der Schuldner in finanziellen Schwierigkeiten ist. Was mit der Anleihe finanziert wird, spielt dann keine Rolle. Das Durchschnittsrating im Fonds liegt bei Single A, der Anteil an Unternehmensanleihen bei 50 bis 60 Prozent. Begründet liegt das vor allem darin, dass Staaten erst in jüngster Zeit verstärkt als Bondemittenten unmittelbar auf den Markt treten.

Gehen Sie mit Ihrem Fonds Währungsrisiken ein?
C. Z.: Etwa zwei Drittel unserer Portfoliotitel wurden auf Euro-Basis herausgegeben. Ein Viertel der Emissionen notiert auf US-Dollar-Basis, wobei wir das Währungsrisiko lediglich im Umfang von rund sechs Prozent abgesichert haben. Anders ausgedrückt: Mit einem Portfolioanteil von 19 Prozent haben wir von der aktuellen Dollar-Aufwertung profitiert. Wir wollen die Chance auf Währungsgewinne aktiv nutzen, das damit verbundene Risiko aber nicht zu lange eingehen.

Stichwort Nachhaltigkeitsrisiken. Welche Aktivitäten meiden Sie als Investor?
C. Z.: In der gesamten Raiffeisen-Gruppe meiden wir Unternehmen, die mit Nahrungsmitteln spekulieren, mit kontroversen Waffen handeln oder diese herstellen oder den fossilen Energieträger Kohle bereitstellen beziehungsweise verwenden. Für uns als Investor bedeutet dies, dass ein Emittent, der mehr als fünf Prozent seiner Umsätze aus der Stromerzeugung mit Kohle erzielt oder mehr als zehn Prozent aus der Stromerzeugung mit Nuklearenergie aus unserem Anlageuniversum fällt, ganz gleich, wie überzeugend der Green Bond sein mag. Und es ist absehbar, dass der Kohleanteil in den nächsten Jahren auf Null hinuntergehen wird. Kohle passt einfach nicht mehr in unsere Zeit.