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Börsenkrisen – und der Weg zurück

März 2023
Angesichts der aktuellen Turbulenzen werfen die Experten des Steiermärkischen Sparkasse Private Banking einen Blick auf historische Börsenkrisen, so etwa jene von 1929. Zwar habe jeder Absturz eine eigene Ursache, doch auch eine Gemeinsamkeit: Die Kurse eroberten vorherige Niveaus stets zurück.

Die jüngste Unruhe an den Finanzmärkten – ausgelöst von einzelnen in Schieflange geratenen Banken – war nichts für schwache Nerven, konstatieren Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien und Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz bei der Steiermärkische Sparkasse, in ihrem aktuellen Marktkommentar. Sie meinen, wie lange es dauert, bis sich die Märkte nachhaltig beruhigen, kann zum derzeitigen Zeitpunkt nicht mit Gewissheit gesagt werden. Die Volatilität dürfte noch einige Zeit anhalten. Eines ist sicher: Für langfristig orientierte Investoren gehören Börsenturbulenzen zur „Normalität“.

Profiteure der jüngsten Turbulenzen waren Gold, das kurzfristig die Marke von 2000 US-Dollar je Unze übersprang, sowie Kryptowährungen. Die älteste und wichtigste Digitalwährung Bitcoin stieg erstmals seit neun Monaten wieder über 28.000 US-Dollar. Ebenso wie beim Gold gab es aber rasch wieder einen Rücksetzer unter diese wichtige Marke.

Jede Börsenkrise hat ihre eigenen Ursachen, aber eine Gemeinsamkeit: Nach jedem Absturz haben die Kurse früher oder später ihre vorherigen Niveaus zurückerobert und neue Höchstkurse markiert. Ein Portfolio, das nach Regionen, Branchen, Emittenten und Anlageklassen breit diversifiziert ist, schützt in der Regel vor allzu schmerzhaften Verlusten. Wer zudem seine Anlagestrategie langfristig ausrichtet, konnte Verlustphasen in der Vergangenheit mindestens wieder kompensieren. Ein Rückblick auf die massivsten Börsenkrisen der letzten knapp 100 Jahre zeigt auf, dass es oft nur kurz dauerte, bis sich die Kurse wieder erholten. Einmal brauchte man allerdings sehr viel Geduld:

1929: HISTORISCH EINMALIG

Als historisch bekanntester Börsencrash gilt jener von Oktober 1929. Am 25. Oktober, dem „Schwarzen Freitag“ und in den darauffolgenden Tagen brachen die Kurse der US-Aktien um rund 25 Prozent ein. Dem war eine Zeit der wirtschaftlichen Stärke und des technologischen Fortschritts vorangegangen. Autos und Telefone waren neue Erfindungen, die weit verbreitet waren, und immer mehr Arbeiterfamilien begannen, an der Börse zu investieren. Viele Menschen kauften Aktien, obwohl sie nicht genügend Vermögen hatten und machten Schulden. Regulatorien wie man sie heute kennt und die einen strengen Anlegerschutz beinhalten, gab es damals nicht. Dies trug dazu bei, die Spekulation mit Aktien anzuheizen und ihre Preise auf ein unhaltbares Niveau zu treiben. Schließlich stürzte der Aktienmarkt ab.

Die Nachricht aus den USA erreichte rasch Europa. Ein wirtschaftlicher Flächenbrand löste eine lange Weltwirtschaftskrise aus und war Wegbereiter für den Zweiten Weltkrieg. Erst in den 1950er Jahren, also nach dem Weltkrieg, erreichten die Kurse ihre Vorkrisenniveaus.

1987: DER FLUCH DER HANDELSPROGRAMME

Es dauerte bis zum Jahr 1987, als Aktionäre einen ähnlich schweren Absturz wie 1929 erleben mussten. Am „Schwarzen Montag“, dem 19. Oktober 1987 fiel der US-Aktienindex Dow Jones um 22,6 Prozent. Dies hatte aber nicht annähernd die Auswirkungen der Krise von 1929. Neben Bedenken über das wachsende US-Handelsdefizit und die Spannungen im Nahen Osten waren hauptsächlich computergestützte Handelsprogramme für den Ausverkauf verantwortlich. Der weit verbreitete Verkauf am 19. Oktober führte zu noch mehr Verkäufen, da einige Händler in Panik gerieten und der Markt anscheinend keinen Boden finden konnte. Aber die Erholung setzte sehr schnell ein. Die Aktien schlossen das Jahr 1987 sogar mit einem kleinen Jahresgewinn ab. Weniger als zwei Jahre später hatte der Markt alle Verluste wettgemacht.

2000 – 2002: DIE DOTCOM-BLASE PLATZT

Die Jahre 2000 bis 2002 gingen in die Börsengeschichte als „das Platzen der dotcom-Blase“ ein. Die Wirtschaft war in den 1990er Jahren stark gewachsen. Das Internet hatte seinen Siegeszug begonnen, die neuen Technologien sorgten für allgemeinen Optimismus. Alles, was mit „.com“ endete, wurde an den Wertpapiermärkten nachgefragt, darunter viele junge Unternehmen, die überhaupt kein Kapital hatten und Investoren für ihre Geschäftsmodelle suchten. Anfang 2000 begann die Blase zu platzen. Als der Technologie-Index Nasdaq im Oktober 2002 seinen Tiefpunkt erreichte, hatte er fast 80 Prozent seines Wertes verloren. Viele der neuen Unternehmen verschwanden gänzlich vom Markt. Es brachen aber nicht alle Aktien ein. Viele Unternehmen der „Old Economy“ mit stabilen und wachsenden Gewinnen konnten in dieser schwierigen Zeit hohe Kurszuwächse erzielen.

2008-2009: DIE LEHMAN-KRISE KOMMT

Derzeit ist die globale Finanzkrise der Jahre 2008 bis 2009 wieder in aller Munde, obwohl die einzige Parallele zur derzeit herrschenden Unsicherheit bloß darin besteht, dass Banken ins Straucheln kamen. Die Ursachen sind aber völlig unterschiedlich. Höhepunkt der Finanzkrise war der Crash der US-Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008. Der Zusammenbruch des überhitzten Immobilienmarktes, an dem zuvor schlecht besicherte Hypotheken, so genannte Subprimes, ins Wanken gekommen waren, hatte das US-Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Weltweit mussten Banken und Finanzinstitute durch staatliche Maßnahmen gerettet werden. Der Aktienmarkt war während dieser Zeit extrem volatil.

Zwischen Ende September bis Anfang Dezember 2008 verlor der breite S&P 500-Index viermal an einem einzigen Tag zwischen 7 und 8 Prozent seines Wertes. Die Märkte brauchten bis April 2013, um sich zu erholen. Die anschließende Hausse dauerte – mit weniger dramatischen Ups and Downs – bis zum Ausbruch der Covid-Pandemie im Jahr 2020.

2020: DIE PANDEMIE LÖST KURSSTURZ AUS

Am 16. März 2020 fiel der Dow Jones um fast 13 Prozent und verzeichnete damit den größten prozentualen Rückgang an einem Tag seit dem Crash von 1987. Auch der S&P 500-Index büßte bis zum 24. März 23 Prozent ein. Aber als die Notenbanken in den USA und in Europa einschritten, um die Wirtschaft zu stützen, begann sich der Markt rasch zu erholen. Im August hatte er ein neues Hoch erreicht und stieg über einen Großteil des Jahres 2021 weiter an. Dennoch dürfen die Folgen der an die 3 Jahre dauernden Pandemie nicht unterschätzt werden, denn sie wirken auch heute noch nach. Gestörte Lieferketten und die durch die aufgeblähte Geldmenge angeheizte Inflation ergaben einen Mix, der den Notenbanken noch heute schweres Kopfzerbrechen bereitet. Dazu kam der Überfall Russlands auf die Ukraine.

2022 – 2023: TURBULENZEN AUFGRUND STEIGENDER ZINSEN

Die dadurch ausgelöste Energiekrise trug ihren Teil zur weiter steigenden Teuerung inklusive hektischer Leitzinserhöhungen bei, was im Vorjahr zu Verlusten an den Märkten und insbesondere zu historischen Kursabschlägen bei Anleihen führte. Letzteres löste am Ende den Crash von zwei kleineren US-Banken sowie der Schweizer Großbank Credit Suisse aus. Obwohl diese Fälle nicht analog auf die Widerstandsfähigkeit anderer Banken übertragbar sind und Regierungen und Notenbanken sofort Rettungsmaßnahmen einleiteten, ist das Vertrauen in Finanzinstitute derzeit angeschlagen. Die Zuversicht der letzten Wochen, dass es trotz der raschen Zinsschritte der Notenbanken zu einem „soft landing“, also zu einer strukturierten „sanften Landung“ im Wirtschaftszyklus kommt, sei derzeit eingetrübt, so die Anlageexperten des Steiermärkischen Sparkasse Private Banking.