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Haben Tech-Aktien noch eine Zukunft?

Dezember 2022
Trotz der jüngsten Turbulenzen bei Technologieaktien sollten Anleger die langfristigen Perspektiven im Fokus behalten, rät Torsten von Bartenwerffer, Co-Head Multi Asset Solutions bei Fisch Asset Management.
Fisch Asset Management
Torsten von Bartenwerffer, Fisch Asset Management

Die Höhenflüge der FAANG-Aktien – Facebook (Meta), Amazon, Apple, Netflix und Google (Alphabet) – sind gerade erst ein Jahr her, konstatiert Torsten von Bartenwerffer, Co-Head Multi Asset Solutions bei Fisch Asset Management, in seinem aktuellen Marktkommentar. Dennoch rücken sie im kollektiven Investorenbewusstsein bereits in weite Ferne.

Es war nicht das erste Mal, dass überbewertete Technologieaktien zur harten Landung ansetzten. In den Jahren 2000 bis 2002 brach der Nasdaq-Index nach riesigen Gewinnen in den Vorjahren um minus 83 Prozent ein. Kaum ein Investor hat diese massiven Verluste damals durchgehalten. Dennoch sind technologiegetriebene Wachstumsaktien langfristig die lohnendste Investmentsparte. Der Nasdaq legte seit 1985 trotz den enormen Schwankungen als Total Return um durchschnittlich mehr als 13 Prozent pro Jahr zu. Das ist weit mehr als alle anderen großen Indizes.

Innovation und Technologie sind schließlich der Wachstumsmotor der Wirtschaft und damit auch der Finanzmärkte. Der Grund dafür ist einfach: Effizienzsteigerung. Gut bekannt ist das Moore’sche Gesetz, welches vereinfacht besagt, dass sich die Rechenleistung eines Microchips etwa alle zwei Jahre verdoppelt. Ähnliche Gesetzmäßigkeiten der Effizienzsteigerung gelten beispielsweise für elektrisches Licht, der Sequenzierung von DNA oder der Preiseffizienz von Solarzellen. Diese Effizienzsteigerung führt dazu, dass neue Unternehmen bestehende Marktanteile von Konkurrenten übernehmen, neue Märkte aufbauen, organisatorisch effizienter sind und durch ihren Kapitaleinsatz schneller wachsen können. Rückblickend und aus der Vogelperspektive ist die Feststellung einfach: Es wäre sinnvoll (renditestark) gewesen, in einige heute bekannte Technologietitel investiert zu haben.

REICHLICH ENTTÄUSCHUNGEN

Aber insbesondere zwei Probleme sind dabei zu berücksichtigen. Erstens das so genannte Survivorship-Bias. Denn längst nicht alle investierbaren Unternehmen haben bis heute überlebt. Dies gilt insbesondere für den Small- und Mid-Cap-Bereich. Zweitens ist der heutige Rendite-Endpunkt mit Enttäuschungen gespickt. So musste der Amazon-Investor von 1999 bis 2001 einen zwischenzeitlichen Verlust von über minus 94 Prozent hinnehmen und sogar Apple verlor zwischen 1992 und 1997 rund 80 Prozent an Wert. In diesem Jahr verlor Netflix zwischenzeitlich rund drei Viertel seines Aktienwerts. Einem Investor in diesem Titel blieben zwar immer noch über 34 Prozent annualisierte Rendite über die vergangenen 20 Jahre – aber fast kein Investor hält solche Schwankungen durch.

Zwei Themen müssen daher auf der Anlageseite besonders adressiert werden. Erstens das erhöhte Risiko bei Small- und Mid-Cap-Aktien: Im Erfolgsfall liefern diese Unternehmen gute Renditen, jedoch können sich lange nicht alle auch im Markt behaupten. Zweitens das schwierige Durchhaltevermögen bei Investments in Technologieaktien: Im richtigen Umfeld sind die Renditen sehr attraktiv, aber in wirtschaftlichen Kontraktionsphasen fallen die Verluste überproportional aus.

BREITE STREUUNG GEFRAGT

Eine sinnvolle Lösung ist aus unserer Sicht die Kombination innovationsorientierter Small- und Mid-Cap-Unternehmen mit Aktien großer Technologieunternehmen und dividendenzahlender Blue Chips. Für die Umsetzung sind Wandelanleihen eine sehr gut geeignete Anlageklasse zur Allokation in Small und Mid Caps. Mit einem ‚eingebauten Airbag‘ in Form der Optionskomponente und der daraus resultierenden Konvexität machen sie kleinere, risikoreichere Unternehmen besser investierbar, indem sie Verlustrisiken beschränken.

Für die Steuerung der Aktienkomponente ist der globale Liquiditäts- und Wirtschaftszyklus entscheidend. Dadurch ist eine fokussierte Positionierung entweder in Wachstumsaktien oder defensiven, dividendenzahlenden Blue Chips möglich. Erfolgsentscheidend ist dabei eine aktive Bewirtschaftung. Durch die Kombination aus Anlageklassen und taktischen Elementen werden Verluste begrenzt und das Renditepotenzial bleibt erhalten. Dies unterstützt das Durchhaltevermögen der Investition in Technologie und Innovation und wirkt sich entsprechend positiv auf die langfristige Wertentwicklung aus.