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Kathrein Privatbank Ausblick 2023

Dezember 2022
Der Ausblick für Aktien lichtet sich allmählich, hochwertige Unternehmensanleihen bieten wieder interessante Renditen: Das sind zwei der wichtigsten Fazits der Kathrein Privatbank.
Barbara Nidetzky
Wilhelm Celeda, Katrein Privatbank

Das Jahr 2022 war eines von vier Jahren während der vergangenen 100 Jahre, in dem sowohl Aktien als auch Anleihen gefallen sind. „Für Anleger war es somit ein sehr schwieriges Jahr“, konstatiert Wilhelm Celeda, Vorstandsvorsitzender der Kathrein Privatbank.

Doch inzwischen ist man bei der Kathrein Privatbank vorsichtig optimistisch für die weitere Aktienmarktentwicklung. Grund für den vorsichtigen Optimismus ist die seit Mitte Oktober andauernde Aktienmarktrallye. „Es handelt sich um ein globales Phänomen mit steigenden Aktienmärkten in allen Teilen der Welt“, so Celeda. Der amerikanische S&P 500 hat seit Anfang Oktober rund 14 Prozent, der Euro Stoxx 50 um 20 Prozent und der Weltaktienindex in US-Dollar 15,8 Prozent (7,7 Prozent auf Eurobasis) zulegen können.

DEUTLICH OPTIMISTISCHER AUSBLICK

Die Börsen sehen wieder deutlich optimistischer in das Jahr 2023 als noch zu Herbstbeginn. Technische Indikatoren haben seit langem wieder einmal ins Positive gedreht. Zum ersten Mal seit langem etwa haben sich Technologietitel besser entwickelt als Value-Aktien, um ein Beispiel zu nennen.

Das fundamentale Umfeld ist jedoch noch immer negativ und muss sich verbessern, um diesen Optimismus zu bestätigen.  Für die USA wird für 2022 ein BIP-Wachstum von 1,8 Prozent (zuvor 2,5 Prozent) und eine Inflationsrate von 8,1 Prozent sowie für die Eurozone ein BIP-Wachstum von 3,2 Prozent und eine Inflationsrate von 8,5 Prozent erwartet. Die Proteste in China dürften zu einem Ende der strikten Covid Politik führen, was ein sehr optimistisches Zeichen für die Weltwirtschaft und die Lieferkettenprobleme ist.

Folgendes Szenario ist für eine positive Aktienmarktentwicklung wünschenswert (und durchaus realistisch):

  • Erträge müssen auch in anderen Sektoren als dem Energiesektor steigen
  • Gewinnschätzungen der Analysten für 2023 werden nach oben korrigiert
  • Einkaufsmanagerindizes steigen wieder auf Werte über 50
  • die Arbeitslosigkeit muss niedrig bleiben, während die Inflation bis Ende 2023/Anfang 2024 weiter in Richtung 3 Prozent fällt

In einem solchen Umfeld wäre es realistisch, dass die Fed ihre Zinserhöhungen bei 5 Prozent einstellt und sogar mit Zinssenkungen beginnt, wenn die Inflation unter die Fed Funds Rate fällt.   Die Renditen 10-jähriger Anleihen in den USA könnten von ihrem derzeitigen Niveau von 3,75 Prozent fallen, wenn die Inflation unter dieses Niveau fällt. Die EZB würde sich mit einem Einlagensatz von 3 Prozent in Höhe der Inflation zufriedengeben. Die Renditen 10-jähriger deutscher Anleihen sind risikoreicher, da die Inflation höher ist als in den USA, während die Renditen mit etwa 2 Prozent niedriger sind.  Dieses Szenario deutet auf eine weiche Landung hin, d.h. eine Rezession in den USA wird weitgehend vermieden und in Europa fällt sie nicht so heftig aus.

Ein gut diversifiziertes Investment-Grade-Anleiheportfolio kann 4,6 Prozent abwerfen, was, wenn die Inflationsprognosen zutreffen, zum ersten Mal seit langem reale Renditen für Anleiheinvestoren bedeuten würde. 2023 wird für die Staatsanleihemärkte ein besseres Jahr werden als 2022. Die Aktienmärkte dürften etwas entlastet werden, da sich der Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken dem Ende zuneigt.